Volojahre (14): Ein Eisberg für Knuts Papa

(13) -> 5.3.2009

Bisher war der Hype um den Eisbären Knut spurlos an mir vorbei gegangen. Ich war in den vergangenen Jahren nie im Zoo, um den Knuddelbären und seinen Ziehvater Thomas Dörflein zu beobachten. Vor einem halben Jahr starb Dörflein an Herzversagen. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof „In den Kisseln“ in Berlin-Spandau. Dörfleins Familie konnte sich keinen Grabschmuck leisten, deshalb spendete nun ein Spandauer Steinmetz einen Marmorstein. Ich machte mich gestern auf die Suche, um darüber zu berichten.
Ich stehe am Friedhofseingang an der Kisselnallee. Ich habe keinen blassen Schimmer, wo sich dieses Grab befinden könnte. Klar ist nur: Der Friedhof „In den Kisseln“ ist der größte Berlins. Ich laufe den Hauptweg entlang, vielleicht habe ich ja Glück und treffe auf die Stelle.
Das Wetter ist bescheiden. Es regnet, und der Wind bläst.
An sich finde ich Friedhöfe sehr interessant. Gerade in Spandau lässt sich die ganze Bandbreite der Grabsteinkunst erkennen. Steine in Herzform, als aufgeschlagenes Buch und viele weitere Formen.
Nur Dörfleins Grab habe ich noch nicht gefunden. Nach etwa 25 Minuten Geradeauslaufen stehe ich vor einem Gebäude mit einem Unterstelldach. Mal kurz raus aus dem Regen und dem Wind. Ich nehme mein Handy, um einen Volokollegen anzurufen. Er war vor einiger Zeit auch schon hier, um vom Grab zu berichten. Doch leider ist er nicht erreichbar. Wahrscheinlich war grad Mittagspause.
Ich laufe weiter. Nach nur wenigen Schritten entdecke ich auf der rechten Seite viele Blumen an einem Grab. Das muss es sein! Eine Frau entfernt sich gerade von der Stätte.
Das Grab von Thomas Dörflein. Ein 1,50 Meter hoher Marmorstein. Sieht aus wie ein Eisbär, der sich aufrichtet. Später erfahre ich, dass das Ding einen Eisberg darstellen soll. Der Name des Toten ist eingraviert, dazu ein Bildnis, das Dörflein mit dem Knut-Baby zeigt.
Um das Grab herum stehen viele Blumen und liegen diverse Zettel mit Gedichten und Danksagungen. Der daneben stehende Baum ist mehr ein Sammelsurium von Zetteln, Malereien und weiteren bunten Erinnerungsstücken.
Thomas Dörflein ist nicht allein. Auch ein halbes Jahr nach seinem Tod pilgern seine Fans regelmäßig an sein Grab.
Zehn Minuten später laufe ich zurück, wieder eine halbe Stunde bis zum Auto. Aner der Spaziergang hat sich gelohnt. Wenn ich auch den Grabstein ziemlich kitschig finde, auf dem Friedhof gibt es auch ansonsten viel zu sehen.


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