Zwei neue Azubis beim Autodienst, aber die Suche wird schwieriger

René Stange freut sich über Nachwuchs für Vehlefanzer Werkstatt – Personalmangel ist Problem

MAZ Oberhavel, 9.8.2022

Vehlefanz.
Für die beiden jungen Männer beginnt am 1. September ein neuer Lebensabschnitt. Till Arndt (18) aus Zehlendorf und Angus Zunker (16) aus Oranienburg starten dann ihre Ausbildung beim Autodienst Stange im Vehlefanzer Gewerbepark. „Ich hoffe auf eine gute Ausbildung“, sagte Angus Zunker am Montag. „Dass ich generell viel lerne.“ Aber der Spaß dürfe auch nicht zu kurz kommen. Till Arndt sieht das ähnlich: „Ich will aus der Lehre kommen mit sinnvollen Sachen, die ich dann gelernt habe und die ich für den Beruf brauche.“ Angus hat seinen Abschluss an der Sachsenhausener Jean-Clermont-Oberschule gemacht, Till sein Abi am Oranienburger Louise-Henriette-Gymnasium. „Ich hatte schon als Kind Spaß daran, handwerkliche Dinge zu machen“, so Angus weiter. Auch sei das Interesse an Autos groß gewesen. Till ist in der Motocross- und Quad-Szene unterwegs, wie er erzählte. „Und mit dem Führerschein kam auch mein Interesse für Autos.“

Dass der Autodienst Stange in Vehlefanz mit der großen Werkstatt im Gewerbegebiet überhaupt zwei neue Azubis gefunden hat, macht den Firmenchef René Stange froh. Denn eigentlich hätte er durchaus „drei oder vier Azubis gerne genommen.“ Aber es sei immer schwerer, junge Leute für den Job zu begeistern. „Wir bilden seit 1996 aus, und wir merken seit 2020, dass es fast unmöglich ist, junge Leute für den Beruf zu interessieren. Man hat das Gefühl, alle wollen was mit IT machen oder Influencer werden und begeistern sich nicht mehr für das Handwerk.“

Und das, wohl der Autodienst zu den modernsten Betrieben in Oberhavel gehören würden, wie René Stange sagte. „Wir werben aktiv in allen Medien, machen Aushänge.“ Jetzt sei man glücklich, zwei Azubis gefunden zu haben. Die dann hoffentlich auch bleiben: 2021 habe man drei Lehrlinge gefunden, davon sei nur noch einer übrig. „Sie haben in der Ausbildungszeit erkannt, dass es nicht der richtige Beruf ist.“ Einer sei zur Bundeswehr gegangen, der andere zu einem anderen großen Unternehmen. „Es ist ein Berufsangebot, das wir unterbreiten, und es kostet uns ja auch eine Menge Geld, da ist es doppelt so bitter, wenn sie ihre Ausbildung schmeißen.“ Bei der Ausbildung gehe es auch darum, die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Momentan arbeiten beim Autodienst in Vehlefanz 26 Menschen. Wenn ältere Mitarbeiter mal in Rente gehen, müssen die nächsten Generationen folgen. Das sei aber nicht einfach. „Wir müssen ausbilden, damit sie nachrutschen“, sagt René Stange. „Normaler Mechatroniker zu finden, ist unmöglich, einen Lkw-Mechatroniker zu bekommen, ist quasi aussichtslos. Man hat das Gefühl, dass dieser Beruf nicht mehr interessant genug ist. Das aber stelle ich in Frage.“ Man müsse rechnen können, ein wenig Ahnung von Physik haben. Es sei aber auch körperliche Arbeit, auch mache man sich dabei dreckig. „Vielleicht ist das einer der Aspekte. So richtig kann das keiner sagen.“ Ein Aspekt sei auch die nicht vorhandene Busanbindung des Gewerbegebietes. Seine Azubis kommen nur umständlich und zeitintensiv zum Firmengelände.
Auch Till Arndt kenne „keinen, der so was noch macht“, sagt er. Ein Grund sei die Bezahlung, glaubt er. „Wobei ich der Meinung bin, es ist gar nicht so wenig. Ich wüsste nicht, warum ich das nicht machen sollte.“

Die schwierige Suche nach Mitarbeitern wirkt sich auf den Betrieb aus. „Wir könnten mehr reparieren, können aber nicht, weil wir kein Personal finden“, sagt René Stange, Die Firma könnte sofort drei bis vier Schlosser einstellen. „Wir haben ein halbes Jahr gebraucht, um die Stelle eines Kraftfahrers zu besetzen.“ Hinzu komme die aktuelle Energiekrise, die das mittelständische Unternehmen zusätzlich belaste.

Jetzt aber stehen erst mal die beiden neuen Azubis im Fokus. Am 1. September beginnt ihre Einweisung. Halten sie durch und wollen sie das alles auch, dann haben sie einen festen Arbeitsplatz auf jeden Fall sicher.


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