Berlin direkt – Sommerinterview: Alice Weidel

SO 07.08.2022 | 19.10 Uhr | ZDF

Es kocht mal wieder in der AfD-Bubble. Und diesmal ist das ZDF selbst schuld.
Da werde AfD-Chefin Alice Weidel schon mal in eine Sendung des ZDF eingeladen, und dann lasse man sie wieder mal nicht zu Wort kommen, spreche dazwischen und lasse eigentlich kein Gespräch aufkommen.
Dass sich Alice Weidel am Sonntagabend dennoch überfreundlich von Moderatorin Shakuntala Banerjee verabschiedet hat, ist dennoch nicht unlogisch: Denn Weidel war klar, dass es für sie sehr gut gelaufen ist.
Denn ganz klar: Die ZDF-Frau Shakuntala Banerjee ist auf Alice Weidel und ihre Interviewmethoden reingefallen.

Für das „Berlin direkt – Sommerinterview“ besuchte Shakuntala Banerjee die AfD-Frau im Urlaub in Südtirol. Die Atmosphäre schien entspannt, und Alice Weidel war sogar bis zum Ende recht entspannt. Das kann man von der ZDF-Interviewerin nicht behaupten.
Das Konzept von Weidel ist: Fragen werden nicht offensiv beantwortet, sondern es wird erst mal allgemein was klargestellt und angekündigt, dass man gleich auf die eigentliche Frage antworte.
Shakuntala Banerjee machte es Weidel aber auch einfach. Als sie auf das Thema des Umgangs mit LGBT-Themen in der AfD zu sprechen kam, vermischte sie das mit Russland und allgemein mit der AfD. Weidel konnte also ausholen. Und die ZDF-Frau musste nervös einhaken und auf das Kernthema hinweisen.
Das passierte im Laufe der Zeit öfter, zeitweise sprachen beide Frauen gleichzeitig. Irgendwann kam Weidel gar nicht mehr wirklich dazu, Gedanken zu äußern, weil die Interviewerin immer wieder dazwischengrätschte.
Dass die AfD-Bubble sich darüber aufregt, ist nicht überraschend und ZDF-hausgemacht.

Man kann von Alice Weidel halten, was man will. Aber dieses Gespräch war unterirdisch. Das lag einer einerseits an Alice Weidel, die Shakuntala Banerjee auflaufen ließ. Aber auch an Shakuntala Banerjee selbst, die irgendwann ungeduldig wurde. Aber vor allem liegt es an der Sendung selbst: 20 Minuten für das Sommerinterview, von denen vielleicht 17 das reine Gespräch sind, sind viel zu wenig. Es fehlt an Tiefe, es fehlt an Möglichkeiten, Themen wirklich zu besprechen.

Das ZDF sollte sich ein Beispiel am ORF nehmen. Dort dauern die Sommergespräche fast eine Stunde und werden danach in den Spätnachrichten „ZiB2“ ausführlich analysiert. Gefolgt von einer Analysesendung bei ORFIII. So geht das – dagegen sind die 20 Minuten geradezu lächerlich. Auch wenn es die Reihe nun fast 35 Jahre gibt. Zeit, mehr draus zu machen.

-> Die Sendung in der ZDF-Mediathek (bis 7. August 2023)


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