Charlie Chaplin auf der Leinwand, dazu Live-Musik vom Klavier

Im Strandbad am Rahmersee im Zühlsdorfer Ortsteil Seefeld spielt der Leipziger Musiker Tobias Rank zu drei Stummfilmen aus den Jahren 1917 bis 1925

MAZ Oberhavel, 8.8.2022

Zühlsdorf.
In der absolut idyllischen Atmosphäre des Rahmersees in der Abenddämmerung fand am späten Sonnabendabend eine ganz besondere Veranstaltung statt. Zu Gast war Tobias Rank. Der Leipziger tourt mit seinem Wanderkino durch ganz Deutschland. Im Strandbad am Rahmersee im Zühlsdorfer Ortsteil Seefeld zeigte er drei Stummfilme und begleitete die Aufführung live mit seinem Klavier.

Der Kontakt zum Strandbad war durch einen Zufall entstanden. „Wir waren im vergangenen Jahr in Oranienburg“, erzählte Tobias Rank vor seinem Auftritt. „Wir haben eine Schlafstätte gesucht.“ In diesem Fall ging es eher um einen Stellplatz, denn er ist mit seiner Frau mit dem Magirus Deutz unterwegs. „Das Auto habe ich seit 20 Jahren“, erzählte er. Das Auto dient mit seinen kleinen Kammern auch als Schlafraum. „Es ist ein wenig spartanisch, aber es geht, es sind zwei Schlafkabinen drin.“ Wenn es um die Wartung des Fahrzeuges geht, dann muss da „vor allem Öl“ rein, wie er sagte.

Am Magirus wird auch die Leinwand befestigt, der Projektor stand am Sonnabend inmitten der Zuschauer. Drei Filme sind gezeigt worden: „Easy Street“ mit Charlie Chaplin von 1917, „Paris schläft“ von 1925 von René Clair und der Film „One Week – Flitterwochen im Fertighaus“ von 1920. Gezeigt werden die rund 100 Jahre alten Werke auf 16-Millimeter-Filmen. Der Projektor rattert. „Wenn es nicht mehr rattert, ist der Film gerissen“, sagte Tobias Rank zu Beginn der Aufführung mit einem Lächeln. Das aber ist am Sonnabend nicht passiert. Zwischen den Filmen musste der Pianist selbst die Filmrollen wechseln.
„Ich zeige auf den Touren verschiedene Programme“, erzählte er. „Die Musik ist improvisiert, ich spiele einfach los. Man lässt sich vom Film inspirieren.“ Vom Veranstaltungsort, dem Strandbad Rahmersee, war er sehr angetan. „Das ist ein sehr schöner, sehr natürlicher, lauschiger, kleiner Platz.“ Zwischen 200 und 300 alte Stummfilme habe er in seinem Repertoire. „Das wächst mit den Jahren.“ Immer wieder wechselt das Programm. Im Strandbad dauerte es gute 70 Minuten.

Immer mit dem Blick zur Leinwand spielte Tobias Rank. In einer Szene läuft Charlie Chaplin vor einer Polizeistation hin und her, unschlüssig ob er reingehen soll. Tobias Rank übertrug das Zögerliche auf sein Klavierspiel, und als sich Chaplin auf der Leinwand einen Ruck gibt und rein läuft, da wird auch die Live-Musik vom Klavier wieder schneller. Im Hintergrund war nicht nur das Rattern des Projektors zu hören, sondern auch die Vögel vom See und ein sanftes Wummern einer entfernteren Disco.

„Ich fand das eine schöne Idee“, sagte Julia von Tresckow, die Pächterin des Strandbades. Einmal im Jahr finde eine solche Veranstaltung auf dem Gelände statt, ansonsten eher Geburtstage und private Feiern.


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