Elke Hellweg: Ostseefrische

Es gibt Krimis und Thriller, es gibt heitere Romane, Beziehungsgeschichten, Familiendramen, Biografien – und dann gibt es Romane, in denen scheinbar irgendwie kaum was passiert, man das alles aber trotzdem mit sehr viel heißer Luft zu einem ziemlich dicken Buch aufbläst.
In diesem Fall passt dann aber auch der Titel: „Ostseefrische“. Könnte alles und nichts bedeuten und ist schlicht so wahllos und egal, dass sich dahinter alles verbergen könnte.

1896 in Binz auf Rügen: Der junge Arzt Konrad und seine Frau Jette eröffnen unweit des Ostseestrandes ein Sanatorium. Die beiden haben sich in Berlin kennengelernt, als sie an der Charité Krankenschwester gelernt hat, er war dort Arzt. Jette stammt aus Binz, und so kommen die beiden nach der Hochzeit an die Küste, um ihr Leben dort neu zu beginnen.
Sorgen macht sich Konrad um seinen Bruder Theo, der an einer schweren nervlichen Krankheit leidet, die aber nicht öffentlich werden soll. Turbulenzen gibt es auch um einen Kunstmaler im Haus, der männliche Musen bei sich empfängt, was die Polizei auf den Plan ruft. Und dann gibt es auch noch Probleme, als Jette ihr Kind bekommt…

Das ist ein bisschen langweilig hintereinander aufgezählt – so aber wird auch dieser Roman erzählt. Die Autorin Elke Hellweg hatte sich vermutlich zum Ziel gesetzt, eine Familiengeschichte zu erzählen – und einfach alles, was innerhalb mehrerer Jahre passiert, irgendwie unterzubekommen.
Das führt dazu, dass sie mitunter schwafelig und einfallslos runtergeschrieben hat, was mit Person X und Person Y alles passiert ist. Eigentlich interessante Punkte werden nebenbei abgehakt, unter ferner Liefen erzählt. Und dann wird es schon April, und schon ist es Mai und so weiter. Der Roman ist stellenweise auf eine seltsame Art oberflächlich wie ein Groschenroman, quasi inhaltsleer. Über weite Strecken fehlt ein Spannungsbogen.
Nur auf wenige Geschichten hat sich die Autorin ausführlicher eingelassen – und diese Episoden zeigen, welches Potenzial dieser Roman gehabt hätte. Recht ausführlich beschreibt Elke Hellweg das Richtfest, auch Theos Krankheit, Jettes Wehen und der Polizeieinsatz im Haus beim Maler und seinen Musen.
Das sind packende Momente, sie können am Ende aber kaum überstrahlen, dass der Rest ziemlich lustlos runtererzählt ist. Sehr schade.

Elke Hellweg: Ostseefrische
Droemer, 478 Seiten
4/10


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