Tomasz Jedrowski: Im Wasser sind wir schwerelos

Polen, 1980. Im Sommer nach dem Examen muss Ludwik zum Arbeitseinsatz in die Landwirtschaft. Es ist eine ziemlich eintönige und anstrengende Zeit. Auch wenn er dort mit den anderen durchaus eine Gemeinschaft bildet.
Als der Arbeitseinsatz zu Ende geht, fragt ihn Janusz, ob er nicht Lust habe, mit ihm ein paar Tage die Ferien zu genießen. Und so verbringen sie einige unbeschwerte Wochen, die meiste Zeit an einem abgelegenen See. Sie sind weit genug von allem weg, um sich gegenseitig ihre Zuneigung zu zeigen. Sie genießen die Freiheit, auch die Liebe.
Nun ist die Liebe unter Jungs im kommunistischen Polen zu dieser Zeit nicht verboten, dennoch ist es aber vollkommen undenkbar, dass sie öffentlich machen, was sie füreinander fühlen.
Am Ende des Sommers müssen sie zurück nach Warschau. Und während sich Janusz mit dem Staat arrangieren will, möchte Ludwik lieber weg – dorthin, wo er wirklich frei sein kann.

„Im Wasser sind wir schwerelos“ heißt der hervorragende Roman von Tomasz Jedrowski. Der Ich-Erzähler, Ludwik, erzählt auf eine ebenso eindringliche wie melancholische Art und Weise vom Leben im Sommer 1980 in Polen. Es ist eine Zeit des Umbruchs, es wird gestreikt im Land, in Polen wird das Kriegsrecht ausgerufen. Den Menschen im Land geht es nicht gut, die Armen bekommen nicht mal Medikamente. Ohne „Vitamin B“ geht gar nichts.
Von allem dem berichtet Ludwik – mit Wut auf den Staat, mit Trauer, voller Liebe, mit vielen Zweifeln.
Tomasz Jedrowski schlägt in seinem Roman einen Ton an, der all diese Gefühle wunderbar zum Ausdruck bringt. Eine fesselnde, intensive Geschichte – aber auch mit gutem Ende?

Tomasz Jedrowski: Im Wasser sind wir schwerelos
Hoffmann und Campe, 221 Seiten
9/10


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