Die Passion

MI 13.04.2022 | 20.15 Uhr | RTL

Das muss man RTL wirklich lassen: Die trauen sich ab und zu noch was. Zum Beispiel „Die Passion“, live vom Burgplatz in Essen. Vor Ostern hat man bei RTL am Mittwochabend die letzten Tage im Leben von Jesus dargestellt. Bis zum bitteren … also, na ja, fast bis zum bitteren Ende.
Bibelkunde im Privatfernsehen? Natürlich ist da kein echter Gottesdienst zu erwarten, stattdessen wird die Geschichte garniert mit schmissiger Popmusik und den größten RTL-Trashstars.

Thomas Gottschalk mit gestriegelten Haaren ist der Erzähler, der in dieser Aufführung ganz schön was zu tun hat, denn erstaunlicherweise wird ziemlich viel erzählt und über einige Strecken wenig dargestellt.
Jesus kommt natürlich mit seinen Freunden mit den Öffis zur Kreuzigung. Das allerdings wurde schon vor zwei Jahren aufgezeichnet, denn „Die Passion“ sollte schon vor Ostern 2020 gezeigt werden – was das Coronavirus dann verhindert hat. Das erklärt auch, warum beispielsweise Gil Ofarim immer wieder auftauchte, aber später nicht auf der Bühne stand. Er war nur in den vorproduzierten Einspielern dabei. Wegen seines Leipziger Ketten-Skandals wäre er bei einer 2022er-Vorproduktion wohl nicht dabei gewesen.

Alexander Klaws war Jesus, mit seinem Kumpels Stefan Mross, Laith Al-Deen und vielen mehr stromerte er durch Essen. Er traf Rainer Calmund beim Currywurst-Mampfen, während das leuchtende Kreuz durch Essen getragen worden ist. In weiteren Rollen: Mark Keller, dem man irgendwie keine Rolle so richtig abnimmt, als Judas und Henning Baum, der immer wirkt, als komme er gerade vom Sangria-Saufen auf Mallorca, als Pontius Pilatus. Martin Semmelrogge war besoffen, eventuell spielte er auch nur einen grölenden Besoffenen.
Zwischendurch trällerte Ella Endlich ein paar Songs, und Thomas Gottschalk las die Erzählung vom Prompter ab.

Um dem Ganzen noch eine seriöse Note zu geben, sprach eine Reporterin während der Kreuz-Prozession durch Essen mit einigen Trägern des Kreuzes über ihren Glauben. Wie sie zum Glauben gekommen sind, was ihnen der Glaube bedeutet. Das waren mitunter ganz interessante und rührende Momente.

Die Geschichte endete vor der Kreuzigung. Stattdessen sang Jesus, also Alexander Klaws, von einem Dach herab einen poppigen Song, und dann verbeugten sich alle. Irgendwie machte sich dann doch ein bisschen Enttäuschung breit.

In den Niederlanden ist „Die Passion“ seit mehreren Jahren ein großer Erfolg, sie wird dort jedes Jahr neu inszeniert, was offenbar auch die Idee für Deutschland bei RTL ist. Allerdings wäre es dann zu wünschen, wenn man wirklich ein paar Promis für die Aufführung gewinnen kann. Mark Keller steht nur für Trash, ebenso Leute wie Martin Semmelrogge. Kann man kaum ernstnehmen. Ob „Die Passion“ mal ein Fernsehkult werden kann, bleibt offen, dafür muss man sich noch mehr um gute Namen kümmern. Auch sollte die Show jedes Jahr ein wenig anders sein – also natürlich weniger die Story, aber die Songs könnte man von Jahr zu Jahr austauschen. Und natürlich in eine andere Stadt gehen, muss ja keine Großstadt sein.
Auf Twitter und den Medienseiten im Internet herrschte während und nach der Live-Show jedenfalls viel Häme. Anlass dafür gab es durchaus. Dennoch könnte eine Neuauflage 2023 interessant werden.

-> Die Sendung bei RTL+


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Kommentare

2 Antworten zu „Die Passion“

  1. ThomasS

    Naja … Semmelrogge hatte immerhin eine Hauptrolle im Klassiker „Das Boot“. ?

    Allerdings ist das jetzt auch schon 40 Jahre her.
    Seine guten Zeiten scheint er wirklich hinter sich zu haben. Zumindest in Film und Fernsehen. Schade! Er ist noch eine echte Type.

  2. RT

    Ja, irgendwann ist er scheinbar falsch abgebogen – oder er hatte Pech.

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