Leute, Leute: Zurück auf seiner Theaterbühne

Christian Scholz aus Oranienburg lehrt Darstellendes Spiel am Louise-Henriette-Gymnasium

MAZ Oberhavel, 6.4.2022

Oranienburg.
Als der Jubel in der Aula groß ist, holen die Jugendlichen auch ihren Lehrer mit auf die Bühne. Auch Christian Scholz lässt sich feiern – denn es war auch seine Premiere. Zum ersten Mal ging am Oranienburger Louise-Henriette-Gymnasium (LHG) ein Theaterstück über die Bühne, das der 39-Jährige als Theaterlehrer an der Schule verantwortete. An seiner Schule.
Seit Anfang des Schuljahres im August 2021 unterrichtet der Oranienburger am LHG Deutsch, LER und Darstellendes Spiel. „Theater macht mir am meisten Spaß“, sagt er. Theater hat er nämlich schon vor 20 Jahren an der Schule gespielt – als er dort selbst als Teil eines Ensembles auf der Bühne stand. Das Stück hieß „Der grüne Kakadu“, es war in dem Jahr, in dem Christian Scholz am LHG sein Abi gemacht hat, im Jahre 2002. „Da habe ich meine Theaterleidenschaft entwickelt. Wir haben damals eine tolle Truppe gehabt.“ Und einen guten Lehrer – Achim Dawid. „Er ist auch ein bisschen der Grund, warum ich Lehrer werden wollte.“ Und nicht nur das – fast 20 Jahre später wurde Scholz Dawids Nachfolger als Theaterlehrer am LHG.

Nach dem Abi studierte er in Potsdam Deutsch und LER auf Lehramt, später machte er ein Referendariat in Hennigsdorf. Zwischendurch spielte er aber auch weiter Theater oder stand als Komparse vor der Kamera, zum Beispiel beim „Baader Meinhof Prozess“ oder in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Aber irgendwann stand er vor der Entscheidung: Schauspieler oder Lehrer? Er hält kurz inne, dann sagt er: „Ich habe mich dann für das Sicherere entschieden.“
Christian Scholz war dann Lehrer am Hennigsdorfer Eduard-Maurer-Oberstufenzentrum. „Achim Dawid wollte mich schon immer als seinen Nachfolger, aber anfangs habe ich gezögert. Als ich dann aber letztes Jahr hörte, dass er wirklich in den Ruhestand geht, habe ich nicht mehr gezögert.“ Er hat sich dann für die Umsetzung – so heißt das offiziell – beworben. Sein Lehrer-Start am LHG: „Das fühlt sich als Lehrer auch sehr gut an. Vor allem, weil ich hier vom gesamten Kollegium sehr nett empfangen wurde.“ Von den Lehrern, die er noch von früher als Schüler kennt, höre er zwar ab und zu mal einen Spruch, „aber das ist immer wohlwollend.“

Und er hat auch gleich eine große Aufgabe übernommen. Denn mit seinem Start ist aus zwei Theaterkursen am LG einer geworden. „Jeder Kurs hatte schon an seinem Stück gearbeitet.“ Aus „Lysistrata“ und „Viel Lärm um nichts“ musste eine Aufführung werden. „Wir haben besprochen, wie wir weitermachen.“ „Lysistrata“ sei dann die größere Vorlage gewesen, plus einige Szenen aus „Viel Lärm um Nichts.“ Drei Schulstunden Darstellendes Spiel pro Woche bleiben für die Proben, kurz vor der Premiere wurde auch an zwei Wochenendtagen am Stück gearbeitet.

Es war wegen Corona seit 2019 das erste Mal, dass auf der Aulabühne des LHG wieder von künftigen Abiturienten Theater gespielt worden ist. War er auch als Lehrer vor der Premiere „Viel Lärm wegen Lysistrata“ aufgeregt? „Kurz bevor es losging, ging der Puls noch mal richtig hoch. Aber ich kann das ganz gut verstecken. Die Schüler sind natürlich aufgeregt, aber 21 Leute zusammen gehen anders mit der Aufregung um.“ Lampenfieber sei wichtig, findet er, „um sich zu konzentrieren.“ Er selbst verfolgte das Stück in dreifacher Hinsicht. Er hat mit ein Auge auf die Technik, „und ich gucke als Theaterlehrer dieser Gruppe zu, ob alles funktioniert. Aber ich habe auch Momente, da sehe ich einfach nur als Zuschauer zu.“ Was er nicht hat, ist ein Textbuch, um während des Stückes mitzuverfolgen, was gesprochen wird.
So eine Aufführung trage sowohl seine eigene Handschrift als auch die der Gruppe. „Aber das ist auch teilweise die Stückvorlage.“ Im Laufe des Probenprozess werden Ideen von allen Seiten ausprobiert. Im kommenden Jahr wird es wohl ein Brecht-Stück werden, das dann am LHG aufgeführt wird.

Macht er etwas anders als sein Vorgänger oder Vorbild? „Ich möchte mehr experimentieren, was die Theaterformate angeht.“ Achim Dawid sei da etwas konservativer gewesen. Er wolle sich vom Leben und vom Zeitgeist inspirieren lassen. „Vielleicht machen wir auch mal eine Eigenproduktion, wo wir eine Romanvorlage haben.“ Klar sei, dass er das Theaterprofil seiner Schule stärken will – und überhaupt liege ihm viel daran, dass Oranienburg und Oberhavel mit den Schulen ein Theaterstützpunkt werde.


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