Kremmen schickt Hilfe

Tanja Bienek gehört zu den Freiwilligen, die einen der Transporter in die Partnergemeinde Suchozebry bringen – dort kommen Ukraine-Flüchtlinge an – es wird weiter gesammelt

MAZ Oberhavel, 11.3.2022

Kremmen.
Es sind Eindrücke, die Tanja Bienek so schnell nicht vergessen wird. Die Kremmenerin war am vergangenen Wochenende in der polnischen Partnerstadt Suchozebry. Ihre Mission: Die zahlreichen Sachspenden, die zuvor in der Museumsscheune für die Flüchtlingshilfe zusammengekommen sind, mussten nach Polen transportiert werden. Tanja Bienek gehörte zu den Freiwilligen, die einen der Transporter steuerte.

„Ich kann nicht meine Hände in den Schoß legen“, sagte sie sich in der vergangenen Woche. Sie hatte Bürgermeister Sebastian Busse angeschrieben, ob sie irgendwie helfen könne. „Gebt mir einen Lkw, und ich fahre“, sagte sie. Zunächst half sie aber in der Museumsscheune mit. Wie berichtet, sind dort Sachspenden für die polnische Partnergemeinde gesammelt worden. In Suchozebry kommen inzwischen sehr viele Geflüchtete aus der Ukraine an, und die örtliche Feuerwehr hatte Kontakt mit den Kremmener Partnern aufgenommen.
Als der Spargelhof-Chef Malte Voigts mit einem kleinen Lkw an der Scheune auftauchte, aber keinen Fahrer für eine Polen-Tour hatte, meldete sie sich sofort. Am Sonnabendmorgen ging es los, Ramon Jaenisch vom Spargelhof war ihr Beifahrer. „Wir waren elf Stunden unterwegs“, erzählt Tanja Bienek. „Der Lkw war brechend voll.“ Paletten mit Getränken, Essen, Schlafsäcke, Isomatten, Hygieneartikel und mehr.

„Wir wurden auf’s herzlichste empfangen“, so die Kremmenerin weiter. „Das Wochenende war vollbepackt mit Extremen.“ Die Leute dort seien Tag und Nacht beschäftigt, um das alles zu bewältigen. „Die sind alle so hilfsbereit.“ Es gebe einen großen Raum mit Kisten. „Die Landfrauen sind da die Chefs, die haben alles im Blick“, erzählt Tanja Bienek.
„Die schauen, wo was ist, sie sortieren, sie sind alle vernetzt.“ Für Verwunderung habe in Suchozebry der Umstand gesorgt, dass sie als Frau den Transporter gefahren habe. „Aber ich habe gesagt: Die anderen Frauen kommen aus dem Kriegsgebiet, ich fahre ,nur’ nach Polen.“
Mit dem Feuerwehrmann Julius, der gut Deutsch kann und das alles zwischen Suchozebry und Kremmen vermittelt hatte, konnte Tanja Bienek dann auch ein paar der Spenden direkt zu den Geflüchteten bringen. „Ich hatte Spielzeuge und Teddys mit, auch Schokolade. Ich wusste nicht, was mich erwartet.“ Die Kinder seien sehr dankbar gewesen. Ein Zehnjähriger sei mit gebrochenem Bein angekommen, seine Krücken habe er aber unterwegs verloren. „Das hat mich alles so mitgenommen. Uns geht es in Deutschland so gut. Ich bin da so dankbar und demütig geworden.“
Bemerkenswert sei auch die polnische Gastfreundschaft gewesen. „Sie haben uns mit Essen versorgt, es war der Wahnsinn, was sie da alles aufgefahren haben.“ Auch für die Übernachtung sei gesorgt gewesen. Die Leute dort würden aus Überzeugung helfen, so Tanja Bienek weiter. Sie wäre gerne noch länger geblieben.
„Wir sind weiter mit Julius in Suchozebry in Kontakt. Das ist dort alles perfekt organisiert, und er sagt uns, was noch gebraucht wird.“ Es gebe eine WhatsApp-Gruppe. „Julius hat immer aufgepasst, dass niemand verloren geht.“ Als sie mit ihrem Beifahrer wieder Richtung Kremmen unterwegs war, kam noch eine Sprachnachricht auf ihrem Handy an. Darin dankte Julius „von Herzen, dass ihr hier wart. Ihr seid bei uns jederzeit herzlich Willkommen.“ Und er hoffe, dass man bald über schönere Sachen im Leben sprechen könne. „Das war sehr ergreifend, da sind mir die Tränen gelaufen.“

Am Sonntagabend endete die Tour wieder in Kremmen. Die Benzinkosten und die Mautgelder seien übrigens vom Spargelhof übernommen worden. Tanja Bienek könne sich auch vorstellen, noch einmal mit einem Transport nach Polen aufzubrechen. „Wenn ich gebraucht werde, bin ich dabei“, so Tanja Bienek.

Und in der Tat geht die Sammlung in Kremmen in dieser Woche weiter – erneut ist die Museumsscheune im Scheunenviertel der Dreh- und Angelpunkt für die Kremmener Aktion. Wie Bürgermeister Sebastian Busse mitteilte, gebe es am Montag den nächsten Transport. Die Firma Albrecht Transporte GmbH habe ihm einen Sattelzug zugesagt und wolle die gesamten Kosten dafür übernehmen. Bis Sonntag werden jeweils von 10 bis 16 Uhr Sachspenden entgegengenommen. Gesucht werden auch stabile Kartons. Nicht mehr auf der Liste stehen jedoch jegliche Anziehsachen.


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