Deutschland sucht den Superstar

SA 05.03.2022 | 20.15 Uhr | RTL

Nach zwei Stunden DSDS-Casting stand fest: Keiner kommt weiter. Niemand war gut genug, um es in den Auslands-Recall zu schaffen.
Das ist ziemlich ernüchternd für eine zweistündige Sendung, dass es am Ende kein handfestes Ergebnis gibt. Aber es zeigt auch eine große Schwäche des diesjährigen Konzeptes auf.

Neun Folgen vom neuen „Deutschland sucht den Superstar“ sind inzwischen bei RTL gelaufen. 2022 begann auch bei dieser Show die Nach-Bohlen-Ära.
Vielleicht lohnt sich in diesem Zusammenhang, einen Blick zurück zu werfen: Bei RTL+ sind inzwischen viele ältere Staffeln von „DSDS“ verfügbar – die älteste ist derzeit die Staffel 4 aus dem Jahr 2007 – also 15 Jahre alt. Wer sich die mal ansieht, weiß, dass diese Show sehr schlecht gealtert ist und im normalen Fernsehen heute eigentlich unsendbar wären. In der Jury saßen neben Dieter Bohlen damals Anja Lukaseder und Heinz Henn. Genüsslich beleidigten sie die Kandidatinnen und Kandidaten. Das waren sexistische Beleidigung, hammerhartes Bodyshaming oder plumpes Lustigmachen. Die Kritiken waren oft schlicht unverschämt und dreist, und gerade Musikunternehmer Heinz Henn schien großen Spaß an seiner Aufgabe zu haben, die Leute dort fertigzumachen. Bohlen und Henn waren da ein „gutes“ Team. Heute wäre das alles so nicht mehr möglich, der Aufschrei wäre – zu recht – groß.
2021, in seinem letzten DSDS-Jahr, war Bohlen natürlich schon viel zahmer und altersmilde. Aber dennoch: RTL wollte die Wende.
Und, das noch nebenbei: Die Phase des ersten Casting umfasste 2007 noch fünf Folgen a 45 Minuten, eine Folge war 60 Minuten lang. 2022 umfasst das erste Casting zehn Folgen von je 120 Minuten! Und man verzichtet auf die wirklich schlechten Kandidaten, die man 2007 dem Publikum noch regelrecht zum Fraß vorgeworfen hat.

Nun sitzen Florian Silbereisen, Ilse DeLange und Toby Gad in der Jury. Und geben die Sympathieträger. Das ist einerseits natürlich zeitgeistmäßig richtig, weil man es heute schlicht nicht mehr macht, andere Leute fertig zu machen. Andererseits ist es damit aber auch belangloser geworden. Aber jedoch vor allem den Grund hat, dass die Jury leider nicht wirklich viel zu erzählen hat. Inhaltlich kommt von ihr erstaunlich wenig. Entweder hat’s gefallen, oder es hat nicht gereicht, oder für DSDS ist’s nicht das Richtige. Wirklich tiefergehende Kritik kommt sehr selten, und irgendwann wirkt das ziemlich lahm. Gerade Ilse Delange und Toby Gad sind in der Hinsicht riesige Enttäuschungen. Silbereisen macht seinen Job als Jurychef einigermaßen gut, aber ein bisschen mehr Biss braucht auch er.

Problematisch ist auch der Recall: Der spielt in der Sendung kaum noch eine Rolle, wird immer am Ende jeder Folge fix durchgenudelt. Am Ende jeder Folge findet der jeweilige Recall im Schnelldurchlauf statt, und vor dem Abspann sagt die Jury, wer weiter kommt. Das sind manchmal drei Leute, manchmal zwei, seltener einer – und am Sonnabend gar keiner.
Mal abgesehen davon, dass der Recall in Staffel 19 endgültig abgewertet ist – dass in einer Folge am Ende angeblich niemand gut genug war – was definitiv Unsinn ist oder für den Zuschauer schlicht nicht ersichtlich -, tat dieser Folge absolut nicht gut.
Falls es DSDS auch 2023 wieder gibt, sollte dringend daran gearbeitet werden.

-> Die Sendung bei RTL+
-> Staffel 4 bei RTL+


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