München – Im Angesicht des Krieges

München, 1938: Der britische Premierminister Neville Chamberlain (Jeremy Irons), Italiens Staatschef Benito Mussolini und weiterer europäische Politiker treffen sich mit Deutschlands Führer Adolf Hitler (Ulrich Matthes). Bei dieser Konferenz geht es um Hitlers geplanten Einmarsch in die Tschechoslowakei, den wollen die anderen Staatschefs auf jeden Fall verhindern. Und zwar mit einer Art Tauschhandel: Wenn Hitler das Sudetenland bekommt, verzichtet er auf den Einmarsch.
So war das tatsächlich. Europa wollte das Sudetenland opfern, um den Ausbruch eines Krieges zu verhindern. Um dieses weltgeschichtliche Ereignis hat Regisseur Christian Schwochow eine Story gestrickt – nach dem Buch von Robert Harris.

Sechs Jahre zuvor kommt es zwischen den Freunden Paul von Hartmann (Jannis Niewöhner) und Hugh Legat (George McKay) zu einem Streit. Paul verteidigt Hitlers Politik, Hugh warnt vor ihr – es kommt zum Bruch, und lange hören sie nichts voneinander.
1938 ist Paul deutscher Diplomat mit Beziehungen ins Außenministerium. Hugh ist britischer Regierungsbeamter. Sein Job frisst ihn auf, er ist frustriert.
Vor der Konferenz fallen unterdessen Paul Dokumente in die Hände, die beweisen sollen, was Hitler in den kommenden Jahren wirklich mit Europa vor hat. Es gelingt ihm, mit nach München reisen zu können und dort Kontakt mit Hugh aufzunehmen. Hugh soll mit Premier Chamberlain sprechen – er dürfe den Vertrag nicht unterschreiben. Der Plan: Hitler soll in die Tschechoslowakei einmarschieren, und eine Gruppe Attentäter komme auf diese Weise dazu, Hitler zu töten.

Mit Blick in die Geschichte wissen wir natürlich, wie das alles zu Ende gegangen ist. Dass Hitler tatsächlich den Einmarsch abblies – und der krieg begann erst ein Jahr später. Dann doch.
„München – Im Angesicht des Krieges“ erzählt die Geschichte dieser Konferenz und schmückt sie mit dem Diplomaten-Thriller aus.
Das funktioniert spannungstechnisch extrem gut. Der Plan, den Paul und seine Leute haben, ist zwar tollkühn, aber zu sehen, wie Paul und dann Hugh versuchen, das Hitler-Dokument (das es in Wirklichkeit nie gab) an den richtigen Mann zu bringen, zerrt an den Nerven. Obwohl völlig klar ist, dass Chamberlain damit nichts anfangen kann. Denn der ist in der Zwickmühle. Lässt er Hitler in die Tschechoslowakei einmarschieren, wäre das sein eigenes politisches Ende – und davon abgesehen: Der Inhalt des Dokumentes ist so unfassbar, dass keiner glauben mag, dass das alles wirklich so kommen werde.
Insbesondere George MacKay zeigt in dem Film eine tolle Leistung, die Angst, die Panik, ist ihm ins Gesicht geschrieben. Vollkommen unpassend ist allerdings Ulrich Matthes als Adolf Hitler. Sorry, aber das funktioniert null. Das trübt den Gesamteindruck aber nur wenig.

-> Trailer auf Youtube

München – Im Angesicht des Krieges
GB 2021, Regie: Christian Schwochow
Netflix, 131 Minuten, ab 12
9/10


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