Die Wannseekonferenz

MO 24.01.2022 | 20.15 Uhr | ZDF

Der Ermordung von Millionen Juden als Verwaltungsakt. Wo man einfach mal drüber spricht. So ganz nüchtern. Wie man denn eine solche Tötung von unfassbar vielen Menschen so einfach wie möglich gestalten kann – also, nicht für die Opfer, sondern für die Täter.

Vor 80 Jahren, am 20. Januar 1942, fand in einer Villa am Wannsee in Berlin eine „Besprechung mit anschließendem Frühstück“ statt. Thema: die „Endlösung der Judenfrage“.
15 führende Vertreter der SS und der NSDAP reden auf Einladung von Reinhard Heydrich, dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD, darüber, was denn nun mit den Juden zu passieren habe.

Unter der Regie von Matti Geschonneck entstand anhand von Protokollen der Film „Die Wannseekonferenz“. Er lief am Montagabend im ZDF.
Der Film spielt bis auf den Anfang, der vor der Villa beginnt, ausschließlich im Versammlungsraum. Lauter Herren, die babarische Dinge unfassbar nüchtern sprechen. Man berät darüber, wie man die Juden umbringen wolle. Mit Gas. Und am besten in großen Gruppen, damit es schneller gehe. Man spricht über diese Gräueltaten wie über einen Verwaltungsakt. Dass es doch gut wäre, wenn auch Jeden als Arbeiter und Überwacher eingesetzt würden, weil das Personal einsparen würde. Dass es doch gut wäre, wenn die mit den Zügen ankommenden Juden so bald wie möglich zur Vergasung gebracht würden. Dass man drauf achten müsse, dass in der Gegend, wo der Rauch hinziehen könnte, niemand wohne.
An einer Stelle gibt es Skrupel: Aber nicht wegen dem Massenmord, sondern ob dieser Massenmord für das KZ-Personal so „unaufwändig“ und so einfach wie möglich geschehen könnte, weil das ja irgendwie belastend sein könnte.

Diese ganze Nüchternheit, mit der das alles besprochen wird, ist bedrückend, ist schockierend und einfach nicht zu fassen. Diese Menschen, die dort über den Massenmord reden, vor allem die, die die Vorschläge einbringen, sind Bestien. Der Judenhass, dieser riesige Hass auf diese Menschen, ist kaum zu ertragen.

Wir alle kennen die Bilder aus den Konzentrationslagern. Wir alle wissen, was danach geschehen ist. Diese Bilder blitzen auf, wenn man diese Männer reden hört.
Ein wichtiger Film!

-> Der Film in der ZDF-Mediathek (bis 17. Januar 2024)


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

8 Antworten zu „Die Wannseekonferenz“

  1. ThomasS

    Anstrengend.

  2. RT

    Das sollte es auch.

  3. ThomasS

    Im Netflix-Film „Operation Finale“ sehen wir die andere Seite:
    Wie Adolf Eichmann 1960 von Mitgliedern des israelischen Geheimdienstes, des Mossad, in Argentinien aufgespürt und gefangen genommen wurde, wo er sich unter falscher Identität mit seiner Familie versteckt hielt. Wir kennen das Resultat: Eichmann wurde nach Israel verbracht, wo ihm der Prozess gemacht wurde. Aufgrund des Urteils wurde er hingerichtet. Bis zum Schluss war Eichmann der Überzeugung, er habe mit der Organisation der Massenvernichtung nichts falsch gemacht. Er habe nur seine Pflicht getan und Befehle befolgt … zum Wohle seines Vaterlandes.

    So weit kann es führen, wenn jemand in einer Blase lebt, wo eine ganze Ethnie per definitionem zum Feind wird, den es auszurotten gilt! Never again!

  4. ThomasS

    Ich kann Eichmanns Denke sogar nachvollziehen. Würde mir jemand vorwerfen, ich sei Mitschuld am Tod von Millionen Menschen, hätte ich auch keinen anderen Ausweg, als auf stur zu schalten und mich in den Pragmatismus flüchten. Wieder gut zu machen, ist das eh nicht.

    Ich bin der Meinung, man hätte ihn nicht hinrichten sollen.
    Lebenslänglich in israelischer haft wäre nicht unbedingt die humanere Strafe gewesen. Aber dann hätte natürlich die Gefahr bestanden, dass die „alten Kameraden“ ihn wieder rausgepaukt hätten.

  5. ThomasS

    „An einer Stelle gibt es Skrupel: Aber nicht wegen dem Massenmord, sondern ob dieser Massenmord für das KZ-Personal so “unaufwändig” und so einfach wie möglich geschehen könnte, weil das ja irgendwie belastend sein könnte.“

    Hm …ich hatte tatsächlich den Eindruck, dass die geäußerten Skrupel bei einigen Teilnehmern tatsächlich auch den Opfern galten. So etwa bei dem Pastorensohn oder dem Paragraphenreiter. Aber das durften die in diesem speziellen Umfeld natürlich nicht offen äußern. Also sind die natürlich ganz fix zurück gerudert.

    Immerhin: Reinhard Heydrich, der Leiter der Konferenz (perfekt besetzt mit Philipp Hochmair, dem Bösen aus der Serie „Vorstadtweiber“) fiel nur 5 Monate später in seinem tschechischen Wirkungskreis einem Attentat zum Opfer. Dem Lauf der Dinge hat das leider auch nichts genützt.

  6. RT

    Das mit dem Hinrichten, ist eine schwierige Frage, ja.
    Ich bin gegen Hinrichtungen, weil ich glaube, lebenslänglich im Knast zu sitzen (und wirklich lebenslänglich) ist eine höhere Strafe als früh zu sterben.
    Wobei das hier ein Sonderfall sein könnte, wegen der alten Kameraden. Das sehe ich ähnlich, bzw dem „Fankult“, der da entstehen könnte.

  7. ThomasS

    Paradebeispiel für solchen Fankult ist ja Rudolf Hess, der als letzter der 1948 in Nürnberg verurteilten Kriegsverbrecher bis zu seinem Tod 1987 in Spandau eingesessen hat. Der war 1941 in England verhaftet worden bei dem Versuch, Friedensverhandlungen einzuleiten. Ich denke sein Chef hat dies billigend in Kauf genommen, um ihn von der Backe zu kriegen. Bei dem Mann hat im Oberstübchen was nicht gestimmt. Man schaue nur seine flammende Rede auf dem Parteitag von 1934, festgehalten im Riefenstahl-Film „Triumph des Willens“.

    Nichtsdestotrotz war Hess bis zuletzt eine Identifikationsfigur der Neonazis.
    Ich glaube, Eichmann war selbst in diesen Kreisen nicht so beliebt. Das war halt nur ein Bürokrat und Befehlsempfänger.

  8. RT

    So ist es. Als Hess tot war, wurde der Knast in Spandau abgerissen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert