Ein Hauch von Amerika

SA 04.12.2021 | 20.15 Uhr | Das Erste

Hat die ARD mal eine Serie im Programm, die sich abseits der Schmunzelkrimis oder Kliniksoaps bewegt, dann ist das gleich ein Event. Dabei sollte es doch heutzutage auch für die Öffentlich-Rechtlichen selbstverständlich sein, neben den Alltagsproduktionen auch immer wieder gute Miniserien anzubieten – ohne dass man das extra als Serien-Event hervorheben muss. So ist aber „Ein Hauch von Amerika“, am Sonnabend liefen die Folgen 3 und 4 von 6, eben genau das: ein Serien-Event.

Ein Dorf im deutschen Südwesten nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein US-Panzer rollt über den Kartoffelacker von Familie Kastner. Die Empörung ist groß. Tochter Marie, die auch ein paar Brocken Englisch kann, eilt zur US-Kaserne, um sich zu beschweren. Sie blitzt ab, aber der Soldat, der den Panzer fuhr, George, will den Schaden wieder gut machen – und zwischen Marie und ihm scheint sich auch etwas zu entwickeln.
Das ist aus zwei Gründen schwierig. Damals ist eine Beziehung zwischen der jungen Deutschen und dem schwarzen Soldaten nicht gern gesehen – und Maries Freund kommt aus dem Krieg zurück.
Dennoch nimmt sie ihr Leben in der Hand und beginnt bei einem ranghohen Soldaten und seine Frau zu arbeiten.

Erika, die Tochter des Bürgermeisters Strumm, genießt unterdessen das neue Lebensgefühl. Als sie aber von drei Soldaten vergewaltigt und schwanger wird, ändert sich alles. Auch weil ihr Vater mit den Amis Geschäfte macht, die in Gefahr sind – und der Bürgermeister spielte in der Nazizeit eine unrühmliche Rolle. Was, wenn das raus kommt?

In dem Dorf im Nachkriegsdeutschland weht „Ein Hauch von Amerika“. In der sechsteiligen Serie geht es darum, wie das Leben in dem Ort wieder an Fahrt aufnimmt – und welche Probleme es gab. Da ist einerseits der offen ausgetragene Rassenhass auch in der US-Armee. Die Angstmache der Deutschen gegenüber den Soldaten. Nazis, die weiterhin eine Rolle im öffentlichen Leben spielen. Sittenwächter, die die Kontrolle behalten wollen.
Das alles wird anhand von zwei Familien erzählt, die im Dorf Kaltenstein an einem US-Stützpunkt leben. Einerseits Aufbruchstimmung, andererseits die Furcht vor den Schatten der Vergangenheit.
Das kann natürlich nur an der Oberfläche kratzen, und es geht auch nicht um eine Gesamtbestandsaufnahme des Nachkriegsdeutschland. Aber diese Geschichten unter dem Brennglas können durchaus einen Eindruck von dieser Zeit vermitteln – auch wenn das Stilmittel „Gut gegen Böse“ ein bisschen arg bemüht wird. Spannend sind die sechs Folgen aber allemal.

-> Die Serie in der ARD-Mediathek (bis 8. März 2022)


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