Lieber Thomas

Thomas Brasch (Albrecht Schuch) will Schriftsteller werden. Das Ziel hat er für sich schnell festgelegt. Doch sein Vater Horst (Jörg Schüttauf) sieht ihn lieber bei der Armee. Immerhin müsse ja erst mal der sozialistische Staat aufgebaut werden.
Die DDR in den 60ern. Thomas steht unter besonderer Beobachtung, ist doch sein Vater schließlich stellvertretender Kulturminister der DDR. Aber vielleicht auch gerade deshalb: Thomas entwickelt sich zum politischen Rebellen. Spätestens als in Prag sowjetische Panzer die Revolution plattwalzen, wollen Thomas und seine Freundin Sanda (Ioana Jacob) handeln. Mit anderen Studenten verteilen sie Flugblätter.
Doch Thomas‘ Vater lässt ihn bei der Stasi auffliegen, Thomas kommt in den Knast, seine Schriftsteller-Karriere ist erst mal hinfällig. Aber nach seiner Entlassung macht er weiter – und bald stellt er mit seiner Freundin Katarina (Jella Haase) einen Ausreiseantrag.

„Lieber Thomas“ erzählt die überaus interessante Geschichte des Autors Thomas Brasch. In der DDR aufgewachsen, konnte er erst mit seiner Ausreise in die Bundesrepublik richtig Karriere machen. Er starb 2001.
Auf brillante Weise ist Albrecht Schuch in der Rolle dieses rebellischen, durchaus auch etwas verrückten Mannes zu sehen, der aufbegehren wollte, gehört werden wollte – aber immer auch mit der eigenen Courage zu kämpfen hatte, seine Ziele auch wirklich umzusehen, selbst als er es durfte.
Ganz in Schwarz-Weiß gehalten begleitet der Zuschauer Brasch auf seinem Weg. Sein Kampf gegen die Uni-Regeln, gegen seinen Vater, der Versuch seine Werke zu veröffentlichen.
Ganz großartig spielt auch Jella Haase. Wer sie beobachtet, wird vielleicht eine junge Katharina Thalbach vor Augen haben – und das ist kein Zufall. Denn die Thalbach war es in der Tat, mit der Thomas Brasch in den 70ern die DDR verlassen hatte. Die Katarina im Film ist ebenfalls Schauspielerin, die auch im Westen schnell sehr gefragt ist.
„Lieber Thomas“ dauert zweieinhalb Stunden, die sind aber fesselnd und mitreißend.

-> Trailer auf Youtube

Lieber Thomas
D 2020, Regie: Andreas Kleinert
Wild Bunch, 150 Minuten, ab 16
9/10


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