Wetten, dass…?

SA 06.11.2021 | 20.15 Uhr | ZDF

Wie früher!
Damals, das war so schön!
Das Lagerfeuer von einst.
Weißt du noch, wo die Familie zusammensaß?
Es ist ein kollektiver Seufzer, der durch Deutschland geht. „Wetten, dass…?“ ist zurück, und 14 Millionen Zuschauer schalten ein. Und scheinbar alle wollen noch das Gefühl haben, wie das Fernsehen früher war.
Dass wir am Ende „Wetten, dass…?“ und auch Thomas Gottschalk – so sympathisch er ist – immer wieder ganz schön peinlich fanden, ist vergessen. Dass die Show einen gigantischen Quotenschwund erlebte, ist auch vergessen.

Am Sonnabend also das Comeback im ZDF, so ziemlich genau zehn Jahre nach Gottschalks Abgang und sieben Jahre nach dem Ende der Show. Und so einen Start muss man zelebrieren – mit minutenlangem Applaus für Gottschalk. Nicht enden wollend. Da konnte man sich noch Schnittchen machen.

Ansonsten: Alles wie damals. Mit Höhen und tiefen Tiefen.
Die Wetten: Ein Kind, das sich kopfüber von A nach B und zurück nach A hangelt. Ganz cool. Ein Typ, der Dartpfeile auf eine weiße Wand wirft – die eigentlich eine blinde Weltkarte ist, er musste das richtige ihm angesagte Land treffen. Sehr originell und interessant. Zwei Frauen, die mit der Klobürste im Klo rhythmisch Lieder nachmachten – extrem nervig – die Wette und die Frauen. Feuerwehrleute mit einer spektakulären Aktion und und obligatorische Baggerwette.
Dazu die schwangere Helene Fischer auf der Musikbühne, Udo Lindenberg und die alten ABBA-Männer, die aber keinen Song sangen – mangels AA, die keinen Bock auf Live-Auftritte haben.

Der Abend – so lang wie „Wetten, dass…?“ noch nie, 212 Minuten – hatte durchaus schöne Momente. Allerdings kamen auch unweigerlich die Erinnerungen an damals wieder hoch. Wo es schon mal viele Fremdschammomente gab.
Wenn Gottschalk den Namen eines Gastes vergisst. Wenn Gottschalk Interviews führt, bei denen man das Gefühl hat, gar nicht zu wissen, worum es geht. Larifari-Talks mit wirrem Verlauf. Wenn sich seine Kandidaten über ihn lustig machen. Wenn Gottschalk Macho-Witze über Michelle Hunziger macht. Wenn Gottschalk raushängen lässt, wie toll doch früher alles war und dass heute kein guter Showmaster mehr da sei.
Es gab Augenblicke, da wirkte es, als habe Thomas Gottschalk keinen Bock mehr. Leicht grantig, leicht genervt wirkte er, wenn er spürbar die Zügel in seiner Show verlor. Ganz am Ende wirkte es, als wüsste keiner, dass die Kameras noch laufen.

Es ist zu wünschen, dass es weiterhin Shows wie „Wetten, dass…?“ gibt. Es ist aber auch zu wünschen, dass sich Menschen mit dieser Show befassen, die ihr einen behutsamen Drive gibt. Die einfach mal versuchen, die peinlichen Peinlichkeiten wegzulassen.
Und dass es in Deutschland wirklich niemanden geben soll, der/die so eine Show moderieren kann, ist echt schade. Aber vermutlich ist es eher die (leider berechtigte) Angst dermaßen unter Druck gesetzt zu werden, dass man daran nur scheitern kann. Markus Lanz hat es erlebt.

Andererseits: Ich habe natürlich gar keine Ahnung, ich mosere nur rum, ich mache alles schlecht. Denn in Wirklichkeit war „Wetten, dass…?“ am Sonnabend richtig großartig. Echt toll. Dufte. Ein Fest.
Wie früher.
Sag ich doch.

-> Die Sendung in der ZDF-Mediathek (bis 13. November 2021)


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