Predigt: Die Wiederholung der Wiederholung

Seit ich denken kann, gehen wir am Sonntag zu oder nach Allerheiligen auf den katholischen Friedhof zur Gräberweihe – oder eigentlich: Gräbersegnung.
Bevor der Pfarrer rumgeht und die Gräber mit Weihrauch segnet, gibt es immer eine Predigt, ein Gebet und Gesänge. Wegen der Pandemie aber scheinbar – wie letztes Jahr auch – mit einem abgespeckten Programm.

Der Pfarrer hält eine Predigt über den Tod. Denn an Allerheiligen denkt man die Toten – Familie, Freunde, Bekannte – auf dem Friedhof daheim oder irgendwo auf der Welt.
Und vielleicht ist es mir ja bisher nicht aufgefallen: Aber ich habe das Gefühl, dass der Pfarrer jedes Jahr exakt dasselbe erzählt. Ein paar Floskeln gibt es, die mir jedenfalls immer wieder auffallen. Er redet ganz allgemein darüber, was denn in der Bibel zum Tod und zu Allerheiligen steht und wie man das auslegen könnte.
Aber irgendeinen Bezug zu unserem Alltag 2021? Irgendwie mal daran erinnern, dass auch 2021 in der eigenen Stadt viele Menschen am Coronavirus gestorben sind? Nein, die Predigt wird allgemein gehalten, nüchtern und dröge.
Ich finde das nicht mehr zeitgemäß. Genau genommen finde ich, dass das noch nie zeitgemäß gewesen sein sollte. Eine Predigt sollte die Menschen im Alltag abholen, im Jetzt.
Jedes Jahr in einer doch eigentlich individuellen Predigt so ziemlich das Gleiche runterzulesen – da erwarte ich, ehrlich gesagt, ein bisschen mehr.


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