Ulrike Almut Sandig: Monster wie wir

Viktor und Ruth wachsen in der DDR am Braunkohletagebau auf. Irgendwo im Nirgendwo. Eigentlich scheint es, dass sie dennoch behütet aufwachsen. Aber in Wirklichkeit ist es anders. Sie erleben Gewalt. Sexuellen Missbrauch in der Familie, und er darf nicht rauskommen. Alles wird unter dem Radar belassen, keiner spricht drüber.
Viktor verschließt sich. Er empfindet gar nichts mehr, er will aber, dass andere etwas empfinden, wenn sie ihn sehen. Er wird zum Skinhead. Er läuft in Springerstiefeln rum, hat sich eine Glatze geschoren.
Und so einer geht Jahre später als Au-pair nach Frankreich? Seine Gastfamilie ist sehr skeptisch, als sie ihn in Empfang nehmen. Viktor fügt sich in den neuen Alltag, Hauptsache er ist nicht mehr zu Hause. Bald muss er aber feststellen, dass auch in dieser Familie der schöne Schein trügt.

„Monster wie wir“ heißt der Roman von Ulrike Almut Sandig. Und so traurig und wichtig das Thema ist, was die Autorin in ihrem Debütroman beschreibt – der Verlag Schöffling und Co. hat das Buch auf dem Umschlag so aufgemotzt, dass man nur enttäuscht sein kann. Sehr wolkig und sehr Allgemein wird im Klappentext beschrieben, worum es gehen soll. Da ist von der ostdeutschen Pampa die Rede, vom Braunkohletagebau, von Gewalt, die Viktur und Ruth immer wieder einholen. Angeblich werde eine Generation geschildert, geprägt von Um- und Aufbruch.
Gerade die letzte PR-Aussage ist sehr weit hergeholt, denn in Sandigs Roman geht es viel mehr um eine individuell traurige Geschichte von jungen Menschen. Ein Generationenporträt ist das ganz sicher nicht.
Und so wolkig wie der Verlag die Handlung umschreibt, so wolkig macht es auch die Autorin. Das Grauen wird angedeutet, oft seltsam harmlos und nebenbei. Sicherlich, das „Nebenbei“ ist das, worauf es in dieser Geschichte auch ankommt. Allerdings ist der Beginn der Geschichte, das erste Drittel einfach nur seltsam belanglos. Die Geschichte zieht den Leser nicht rein, bald beginnt man Absätze zu überfliegen. Das Grauen nimmt man wahr, aber es berührt nicht.
Schöne Momente gibt es, als Viktors Au-Pair-Zeit beschrieben wird – der Argwohn der französischen Gastgeber, die Stupidität, die Viktor an den Tag legt. Aber am Ende sorgt auch das nicht für den Spannungsbogen, den diese Storys sicherlich verdient hätte.
Außen hui, innen sehr spröde.

Ulrike Almut Sandig: Monster wie wir
Schöffling & Co., 237 Seiten
3/10


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