Halloween: Nehmt euch!

Halloween entwickelt sich auch hierzulande immer mehr zu einem Kult, zur großen Unterhaltungsindustrie. Sind vor 20 Jahren die Kinder am Halloweenabend um die Häuser gezogen, da haben sie noch bei den Leuten geklingelt. Die haben aufgemacht (oder auch nicht), und dann fragte man nach Süßem oder Saurem. Man bat um eine Süßigkeit. Vielleicht ist man auch noch kurz ins Gespräch gekommen. Ein bisschen Lob für die Kostüme, einmal ins Schüsselchen greifen.

Inzwischen ist aufgerüstet worden. Auf immer mehr Grundstücken hat sich eine wahre Halloween-Deko-Orgie entwickelt. Gärten und Häuser sind gruselig geschmückt, und es scheint Leute zu geben, die sich für solche Schmuckaktionen tagelang Zeit nehmen, um ein wahres Halloween-Wunderland zu schaffen.
Was in Ordnung ist, wenn es den Menschen Spaß macht.

In vielen Facebook-Foren waren am Sonntag aber auch Beschwerden zu lesen. Darin heißt es, dass die Tüten oder Schüsselchen weg oder leer seien, obwohl kaum Kinder da waren. Die Süßigkeiten wurden also hier und da in großem Stil geklaut.
Das ist unfein, zeigt aber auch einen interessanten Trend: Man möchte die verkleideten Kinder vielleicht gar nicht mehr treffen. Die sollen einfach umherlaufen und sich den Kram einsammeln, den die Leute vor die Tür gestellt haben. Nehmt einfach. Dass sich da einige übermäßig bedienen, sollte da nicht verwundern.
Ist es wirklich Sinn der Sache, die Gabe einfach vors Haus zu stellen? Sollte es nicht eher darum gehen, den Kindern die Tür zu öffnen, sie zu bestaunen und ihnen dann etwas zu geben? Geht es nicht auch um Begegnungen?
Vielleicht hat dieser Trend, einfach den Kram vor die Tür zu stellen auch mit Corona und den Kontaktbeschänkungen zu tun – neu ist er aber auch nicht.
Deshalb hält sich mein Mitleid auch in Grenzen, wenn sich Menschen darüber aufregen, dass man ihnen die Süßigkeiten geklaut habe, die sie achtlos vor die Tür gestellt haben.


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