Schon seit einigen Tagen hatte ich immer mal wieder einen Anruf von einer nicht eingespeicherten Nummer. Vorwahl: 0231. Aus Lünen in Nordrhein-Westfalen.
Ich kenne niemanden in Lünen, und deshalb war mein Drang, das Gespräch anzunehmen, eher klein. Ich bin bisher nie rangegangen. Aber Lünen war hartnäckig. Am Dienstagnachmittag kam der nächste Anruf. Ich saß im Homeoffice, hatte die Ohrstecker drin und nahm das Gespräch an.
Dran war ein Herr vom Meinungsforschungsinstitut Forsa. Lang und breit erklärte er mir, was er denn wolle. Eine Umfrage zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen.
Woher er denn meine Nummer habe, wollte ich wissen. Die Frage beantwortete er mir – nicht. Er erklärte stattdessen, dass irgendwelche Nummern ausgewählt werden, per Zufallsgenerator. Und weil sie nicht nur Hausfrauen befragen wollen, die zu Hause sind (Macho!), haben sie auch andere Nummern. Woher er aber meine hatte – keine Angabe.
Dennoch hatte ich gerade Bock, also sagte ich: Dann legen Sie mal los. Das hat ihn ein bisschen gefreut, er meinte, er habe heute noch nicht so viel Glück gehabt, es sei alles sehr schwierig.
Er wollte zuerst wissen, welches gesellschaftliche oder politische Thema mich denn gerade am meisten beschäftigt: Ich hätte eigentlich Julian Reichelt und die Bild sagen müssen, das fiel mir da gerade aber nicht ein – also sagte ich: Die Berichterstattung um Gil Ofarim. Worauf er meinte, dass das ja wirklich ein spannendes Thema sei, und er fände das, was ihm da passiert sei, schlimm sei. Ich antwortete kurz, dass da momentan nicht ganz klar sei, ob die Geschichte so passiert sei. Er: Das habe er noch nicht mitbekommen. Und gebe es denn noch ein zweites Thema? Ich: die Koalitionsverhandlungen. Woraufhin er anfing, seine Ansicht dazu zu erzählen.
Auf einen Smalltalk hatte ich nun wirklich keine Lust, und deshalb hakte ich ein und frage, ob wir uns denn auf die Fragen konzentrieren könnten.
Und es folgten Fragen wie die nach der Partei, die ich am kommenden Sonntag wählen würde. Und die bei der Landtagswahl. Und ob ich glaube, dass sich die Situation in Deutschland bessern werde. Noch ein paar Umweltfragen. Und andere Gedöns. Er hat offenbar alles an Fragen abgefeuert, die er so auf seinem Bildschirm hatte.
Ob ich denn gern ab und zu Fragen per E-Mail beantworten wollen würde, da mache Spaß, sagte er. Ich verneinte. Nach zehn Minuten (oder waren es mehr?) waren wir durch. Und sehr bald bin ich Teil von Forsa-Ergebnissen…
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