Afghanistan – Großer Zapfenstreich

MI 13.10.2021 | 18.50 Uhr | Das Erste

Soldaten marschieren mit brennenden Fackeln vor dem Reichstag. Es ist dunkel, und das Feuer der vielen Fackeln, die die Uniformierten in den Händen halten, löst ein Flackern aus.
Es ist ein Bild, das schon irgendwie gruselig ist.
Es ruft Bilder hervor. Fackelumzüge am Berliner Reichstag oder nebenan, am Brandenburger Tor, erinnern an im wahrsten Sinne des Wortes düstere Zeiten.
Aber die, die dort aufmarschieren, sind deutsche Soldaten. Unsere Soldaten. Unsere Bundeswehr. Unsere Leute, die in Afghanistan für eine bessere Zukunft dieses Landes gekämpft haben.
Der Afghanistan-Einsatz ist zu Ende, und der Erfolg ist ausgeblieben. Das aber kann man den Soldaten nicht anlasten. Mit einem Großen Zapfenstreich vor dem Regierungsgebäude der Bundesrepublik Deutschland wird der Afghanistan-Einsatz offiziell beendet und die Soldaten gewürdigt. Verdienterweise.

Der Große Zapfenstreich ist am Mittwochabend im Ersten übertragen worden. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass diese Zeremonie äußerst wichtig und symbolisch war.

Aber dennoch: Das Bild vom Fackelumzug im Regierungsviertel löst ein flaues Gefühl im Magen aus. Da kann das Anliegen noch so gut und symbolhaft sein.
Natürlich hat das auch damit zu tun, dass die deutsche Armee sehr wenig im Bewusstsein der Menschen ist. Sie spielt ein wenig ein Schattendasein im öffentlichen Bewusstsein. Oft hat sie sogar einen schlechten Ruf.
Dabei ist klar, dass ein Land ohne eine Armee nicht auskommen wird. So gut ist die Welt leider nicht. Kriege wird es immer geben – und in Zukunft sicherlich noch andere Begebenheiten, die Hilfseinsätze nötig werden lassen.
Aber selbst wenn man die Bundeswehr weiter in die Lebensmitte der Deutschen rückt – der Zapfenstreich mit dem Fackelumzug wird wohl immer ein Fremdkörper sein. Dass das so ist, zeigt auch, wie hoch das Geschichtsbewusstsein der Deutschen ist. Die Erinnerung an das, was vor gut 90 Jahren geschehen ist.
Man könnte ja zumindest mal drüber nachdenken, was man anders machen könnte.

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 13. Oktober 2022)


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