Werk ohne Autor

SA 02.10.2021 | 20.15 Uhr | BR-Fernsehen

Dieses Bild bleibt für immer: Der junge Kurt (Cai Cohrs) muss 1937 mit ansehen, wie seine Tante für verrückt erklärt, abgeführt und weggefahren wird. Angeblich leidet sie an Schizophrenie. Sie wird später vergast.
Einen Rat hat sie Kurt mitgegeben, der ihn ein Leben lang prägen wird: „Niemals wegsehen.“ Das hat er schon gemacht, als sie verhaftet worden ist.
Als Kurt (Tom Schilling) nach dem Krieg in einer Schilder- und Bannermalerei arbeitet, wird schnell klar: Er hat Talent. Ein großes Talent. Er kann phantastisch malen. Er kommt auf die Kunstakademie in Dresden, auch dort wird sein Talent erkannt. Womit Kurt aber nicht klarkommt: mit der DDR-Ideologie.
Er verliebt sich in Elisabeth (Paula Beer). Eine schicksalshafte Begegnung. Nicht nur, dass sie aussieht und so heißt wie seine Tante. Ihr Vater ist der Arzt Carl Seeband (Sebastian Koch), der Mann, der einst dafür zuständig war, Karls Tante wegzubringen. Und auch in der Beziehung von Karl und Elisabeth wird er seinen teuflischen Einfluss geltend machen.
Aber Karl lässt sich nicht von seiner Kunst abbringen – kann er im Westen mehr erreichen als in der DDR?

„Werk ohne Autor“ ist nach dem hervorragenden Werk „Das Leben der anderen“ und dem mäßigen „The Tourist“ der dritte große Film von Florian Henckel von Donnersmarck. Erzählt wird die Geschichte des Kunstmalers Kurt Barnert. Die Figur ist angelehnt an das Leben vom deutschen Künstler Gerhard Richter, der allerdings kein gutes Haar am Film gelassen hat.
Ob der Film nun das Leben Richters gut trifft, sei mal dahingestellt. Klar ist aber, dass dieses 188-Minuten-Werk – am Sonnabend lief der Film im BR-Fernsehen mit einem kurzen Abspann, so dass nur 175 Minuten übrig blieben – über weite Strecken fesselnd ist.
Es gibt viele geradezu ergreifende Momente. Angefangen bei einem Museumsbesuch in Dresden, der Festnahme der Tante und viele der Maleraugenblicke mit Kurt. Begünstigt wird das alles durch eine hervorragende Kameraarbeit, die auch für den Oscar nominiert war.
Zu beobachten, wie Kurt für seine Kunst arbeitet, zu ihr steht und langsam seinen Stil findet, wie er sein Leben ordnet und sich mehr und mehr durchsetzt – das kann auch in einem so langen Film für Spannung sorgen.

-> Der Film in der ARD-Mediathek (bis 9. Oktober 2021)


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