Otto – Der Film

SA 02.10.2021 | 20.15 Uhr | zdf neo

Otto hatte mal wieder drei Probleme. Eines davon: Er hatte kein Geld. Was ihm helfen konnte, war ein Neger. Bimbo, so nannte er den Neger, den er zufällig auf der Straße traf, verkaufte er an eine reiche Ministergattin als Sklaven, von der er wenig später ein paar Scheine bekam, und weil das zu wenig war, nahm er Bimbo, den Sklaven, gleich wieder mit.
Das war 1985 in “Otto – Der Film”. Er lief am Sonnabendabend mal wieder auf zdf neo.

Ab, Moment mal: Neger? Ein Schwarzer als Sklave? Und dann auch noch mit Namen Bimbo?
Das ist doch… also… das kann doch nur RASSISTISCH sein!!!
Oder auch nicht.

Um “Otto – Der Film” gab es kürzlich eine Rassismusdebatte. Eine von vielen. Es wurde darüber gestritten, was man denn mit mehr oder weniger historischen Comedynummern macht, in denen deutsche Comedians Asiaten mit Schlitzaugen gespielt haben, sich schwarz geschminkt haben, um Schwarze zu spielen, die Inder mit entsprechendem Dialekt gespielt haben oder sich als schwule Kreischtucken in Filmkulissen gestellt haben.

Darüber muss man sprechen, denn aus heutiger Sicht, sagen viele Menschen, gehen Witze, die man 1995 oder 2005 gemacht hat, nicht mehr. Witze, die Minderheiten beleidigen, sich über andere Ethnien lustig machen oder sexistisch sind.
So wurden in den USA ganze Folgen von Serien gelöscht, weil da Schauspieler Blackfacing betreiben, “Little Britain” ist teilweise nicht mehr zu sehen, weil sich auch da, wie es heißt, über Minderheiten lustig gemacht wird.
Ja, gelöscht – weg damit.

Allerdings: Löschen ist falsch. Einfach unter den Tisch fallen zu lassen, ist nicht der richtige Weg. Aus den Augen, aus dem Sinn bringt nur wenig. Man muss die Szenen weiter zugänglich machen. Um sie in die Zeit einzuordnen, um sie aus heutiger Sicht beurteilen zu können. Um zu sehen, was damals eventuell nicht so gut war.
Denn, ganz klar: Solche Szenen fallen heute auf. Man macht sich Gedanken, ob man da so heute auch noch machen kann. Wenn man sich beispielsweise alte Folgen von „Kalkofes Mattscheibe“ von 1998 ansieht, wird es dort auch Momente geben, bei denen man sagt: Das würde er heute so nicht mehr tun.

Und Otto? Ottos erster Film war gar nicht rassistisch. Denn im Film ging es nicht darum, sich über “Neger” lustig zu machen. Günther Kaufmann ist dunkelhäutig, und er spielte den Mann, den Otto als Bimbo als Sklave an die reiche Tussi verkaufte. Die Frau, für die Sklavenhandel mit “Negern” völlig normal zu sein schien. Das ist der Witz – der sich gegen die Frau richtet und nicht gegen den Schwarzen. Otto machte sich in dem Film genau darüber lustig – über den Alltagsrassismus von solch gutbürgerlichen Damen.

Auch in diesen Rassismusdebatten über alte Filme, Serien oder Sketche, muss man immer betrachten, welches Ziel ein Gag hatte. Geht es einfach nur darum, irgendwie lustig zu sein wollen oder geht es darum, was aufzuzeigen? Otto ging es 1985 um Letzteres.

-> Der Film in der ZDF-Mediathek (bis 10. Oktober 2021)


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