Hollis Seamon: Einer da oben hasst mich

Mit 17 im Hospiz. Nicht gerade die perfekte Vorstellung. Richie verbringt die letzten Tage seines Lebens in dieser Einrichtung in New York.
Er erzählt davon, wie es ist, im Hospiz zu leben. Von der Harfenistin, die jeden Tag im Flur sitzt und spielt. Richie findet es furchtbar und gleichzeitig auch irgendwie faszinierend. Er erzählt von Personal, das sich um ihn und die anderen kümmert. Von seiner Mutter, die ständig da ist und ihn nicht aus den Augen lässt. Von seinem flippigen Onkel, der ihn rausholt, ein bisschen Spaß haben. Von Sylvie, die auch im Hospiz lebt – und in die er verschossen ist. Und sie auch in ihn.

„Einer da oben hasst mich“ – davon ist Richie überzeugt. Was hat ein Jugendlicher wie er in einem Hospiz zu suchen?, sagt er sich. Andererseits: Richie hadert nur selten. Zwar erzählt er davon, wie es ihm körperlich geht, welche seltsamen körperlichen Reaktionen plötzlich geschehen – aber über den Tod an sich reden er nur sehr selten. Stattdessen erzählt er vom Hosizalltag, von schönen Momenten und ärgerlichen. Er hat Respekt davor, was da alles los ist, er registriert auch, dass dort gestorben wird – aber oft verdrängt er diese Traurigkeit. Zumal er mit Sylvie was am laufen hat.
Hollis Seamon hat diese Geschichte sehr einfühlsam aufgeschrieben – durch die Pflege ihres Sohnes, der oft in Kliniken war, kennt sie sich mit dem Thema offenbar gut aus. Wir blicken in die Gedankenwelt eines Teenies, der sein Teenieleben nicht in Gänze erleben wird.

Hollis Seamon: Einer da oben hasst mich
cbt, 255 Seiten
7/10


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