Zervakis & Opdenhövel. Live.

MO 13.09.2021 | 20.15 Uhr | ProSieben

Eine große Enttäuschung für ProSieben. Die neue Informationsoffensive wird von den jungen Leuten verschmäht. Gerade mal 470.000 Menschen haben am Montagabend die Premiere von „Zervakis & Opdenhövel. Live.“ eingeschaltet. Das ist sehr wenig, auch für ProSieben.

Dabei ist es schon erstaunlich, wie sehr ProSieben an diesem Abend an der Zielgruppe vorbeigesendet hat. Meilenwelt.
Dabei ist es grundsätzlich gut, dass sich der Sender nun auch journalistisch profilieren will. Ein bisschen Relevanz ins Programm bringen und nicht die ewige Sitcom-Dauerschleife. Allerdings sollten sich die verantwortlichen Leute eines jungen Programms wie ProSieben, wie so ein Magazin aussehen sollte. So wie „Zervakis & Opdenhövel. Live.“ jedenfalls nicht.

Mit einem schwer verdaulichen Thema begann die Sendung, es ging um eine afghanische Popsängerin, die nach der Taliban-Machtübernahme ihr Land verlassen musste. Wichtiges Thema, aber auch ein knalliger Einstieg in ein neues Magazin? Das ganz sicher nicht. Ein sehr langer Beitrag, ein extrem langes Interview. Tiefgehend, ja. Erschütternd auch. Aber dennoch: sehr schwere Kost zum Einstieg.
Später ging es noch um die Flutopfer von der Ahr, die wochenlang beobachtet worden sind – es folgte nach einem weiteren sehr langen Beitrag ein sehr langes Studio-Interview.
Zwischendurch gab es immerhin noch die Trend-Meldungen der Woche, und James Blunt war zu Gast, um Bier zu trinken.

Das Magazin hat mehrere Probleme. Der Anspruch ist hoch, aber im Jugendprogramm ist sie eine Nische. Die Themen sind wichtig, aber sie eignen sich – und das in der epischen Länge – kaum dazu, junge Zuschauende zu gewinnen und zu halten. Das James-Blunt-Interview war irgendwie auch … keine Ahnung, ob die Jugend interessiert, wie er einen Bierkrug stemmt, und die Simultan-Übersetzung übertönte selbst die Fragen von Zervakis und Opdenhövel, ein großes Durcheinander.
Diese zwei Stunden sahen zwar optisch ganz gut aus, aber von der Machart wirkte das Magazin dann doch so bieder wie in den 90ern.
Ein weiteres Problem: Wenn es schon nicht die jungen Leute interessiert – auch die älteren schalten kaum ein. Weil sie schlicht nicht ProSieben schauen, um solche Magazine zu sehen. Selbst wenn die Älteren vielleicht was mit dem Namen Zervakis (vorher: Tagesschau) anfangen können, für die Jungen ist sie vermutlich unbekannt.

Es heißt, die Verantwortlichen haben sich einen langen Atem versprochen. Den werden sie brauchen. Was sie aber noch mehr brauchen, sind frische Magazin-Ideen für 2021. Die sind ihnen bislang nicht eingefallen.


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