Das Triell – Dreikampf ums Kanzleramt

SO 12.09.2021 | 20.15 Uhr | Das Erste

Hast du es bemerkt? In Wirklichkeit war das zweite TV-Triell ein Duell. Und nicht Baerbock, Laschet und Scholz sind gegeneinander antreten, sondern Maybrit Illner und Oliver Köhr. Es ging auch nicht um Politik und um die Frage, wer in Deutschland künftig im Kanzleramt regieren wird. Sondern um die Frage, ob Maybrit Illner oder Oliver Köhe die besseren Fragen stellen.

Irgendwas ist da am Sonntagabend vollkommen schiefgelaufen. Beim vom Ersten und vom ZDF live übertragene Triell sind bedauerlicherweise vor allem die beiden Fragesteller negativ aufgefallen. Oliver Köhr kennt man… ähm… Er ist seit kurzem ARD-Chefredakteur, und fiel bislang auch nicht besonders im „Bericht aus Berlin“ auf, aber als Chef hat er eben auch das Triell zu moderieren. Bei der ARD geht es scheinbar nicht zwingend darum, den besten Talker oder die beste Talkerin zu solch einer Veranstaltung zu schicken. Einer Anne Will oder Sandra Maischberger wollte man das nicht zutrauen. Oder Frank Plasberg. Stattdessen stellte Köhr im Laufe der Sendung immer mehr wirre Fragen mit komplizierten Schachtelsätzen. Da schaltete sogar Arnim Laschet kurzzeitig mal ab und fragte: „Wir war die Frage?“
Zudem scheinen sich Illner und Köhr vor der Sendung nicht abgesprochen zu haben. Ständig fielen sie sich ins Wort, immer wieder quatschen sie parallel, Illner wollte das Thema wechseln, Köhr hatte noch eine Nachfrage. Blöde Sache, das. Vermutlich brach zwischen den beiden blanker Hass aus – zumindest sah Illner so aus, als würde sie ihrem Kollegen nach Sendungsende umgehend eine reinhauen.

Und sonst so?
Ich hatte ja ein bisschen Angst, dass das zweite Triell langweilig werden könnte. So nach dem Motto: Bei RTL war schon alles gesagt.
Aber nein, bei ARD und ZDF zoffen Sie sich in der ersten Reihe! Scholz und Laschet stritten sich, Laschet griff Scholz wegen Durchsuchungen in dessen Ministerium an, und Scholz gab ihm Contra und wies diese Vorwürfe zurück – und selbst im Streit blieb Scholz erstaunlich ruhig. Baerbock war die lachende Dritte, die zwischendurch mal mit Fakten um die Ecke kam.
Politische Inhalte gab es in der ersten Triell-Hälfte kaum, aber wer interessiert sich schon für Inhalte, wenn man die Kanzlerkandidaten mal streiten sehen kann.

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 12. September 2022)


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