The Drag and us

DI 07.09.2021 | 0.25 Uhr (Mi.) | zdf neo

Das ZDF schickt freundliche Grüße aus den 90er-Jahren. Beim ZDF geht man allerdings davon, dass es sich eigentlich um eine wahnsinnig moderne Innovation handelt. Es könnte sein, dass die zuständigen Kreativen allerdings in den vergangenen 30 Jahren irgendwie… nun ja, Pause gemacht haben.

Immer am sehr späten Dienstagabend (und das muss ja alles seinen Grund haben) laufen bei zdf neo immer zwei Folgen der Sitcom „The Drag and us“. Und Sitcom heißt in diesem Fall das, was man in den 90ern als Sitcom hergestellt hat: Eine Bühne mit billigen Kulissen, die Kamera hält meist frontal drauf. Die Handlung ist flach, die schauspielerische Leistung noch flacher, und damit das alles noch schlimmer ist, werden Lacher aus der Konserve draufgelegt. Auch wenn gar nichts lustig ist.

Beim ZDF wollte man offenbar eine weitere Serie aus dem LGBT-Bereich – deshalb widmete man sich dem Thema Dragqueens. Aber anscheinend hatten die Autoren – unter ihnen Tom Gerhardt – eher keine Lust, sich mal ernsthaft damit zu befassen. Deshalb schrieben sie ein Drehbuch, das alle Plattheiten enthält, die ihnen so eingefallen sind. Vorurteile, Stereotypen, mitunter einfach blöde Geschichten.
Einfach nur zum Verstecken – was das ZDF dann auch tat, im Spartensender, im Nachtprogramm unter der Woche. Soll bloß keiner mitbekommen. Dass die Serie ja eigentlich für die Mediathek produziert worden sei, ist dabei keine Ausrede – eine tolle Serie hätte vielleicht einen besseren linearen Sendeplatz bekommen. Wie es ja grundsätzlich sowieso ein Unding ist, wie das ZDF viele hochwertige Produktionen linear irgendwann spätabends versendet.

Es geht um zwei pubertierende Jungs und ihre alleinerziehende Mutter. Einer der Jungs braucht Kohle und vermietet ungefragt für eine Woche sein Zimmer – eine Dragqueen zieht ein.
Die Dragqueen ist anstrengend, oberflächlich, sexgeil, faul und benimmt sich wie eine Diva. In Folge 4 gibt sie vor, geschlagen worden zu sein – was nicht stimmt, sie hat sich das Auge lila geschminkt.
Ein Schlag ins Gesicht – für alle echten Drags.

Klar kann sich eine Serie humorvoll mit dem Thema befassen. Aber „The Drag and us“ ist eine echt bittere Pille. Nicht nur dass die Produktion unterirdisch ist, die Texte mies, die schauspielerischen Leistungen aller oft inakzeptabel ist. Was aber vermutlich weniger an den Schauspielenden als eher an Buch und Regie liegt.
Viele Serien aus dem Ausland, die über Netflix und Co. mach Deutschland kommen, zeigen, wie man sich mit solchen Themen auseinandersetzt – sowohl humorvoll, ironisch, aber auch ernsthaft. Die neue ZDF-Sitcom beim Ableger zdf neo ist einfach nur lahm und oft schlichtweg doof. Und Drags und ihrem Image und Ansehen tut man mit diesem Machwerk überhaupt keinen Gefallen. Deshalb ist es gut, die Serie zu verstecken.

-> Die Serie in der ZDF-Mediathek (bis 30. August 2022)


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