Wem gehört mein Dorf?

Das Ostseebad Göhren im Südosten der Insel Rügen gehört zu den beliebtesten Touristenorten der Region. Die Frage ist nur, wie sehr kann der Tourismus noch wachsen? Wie sehr kann sich Göhren auch ausdehnen?
Regisseur Christoph Eder kommt aus Göhren, und er fragt sich „Wem gehört mein Dorf?“ Auf der Suche nach Antworten sieht er sich in seinem Ort um – und was er da alles entdeckt, ist mitunter atemberaubend – aber nicht im guten Sinne.

Es regt sich Protest in Göhren. Ein freies Feld soll einer Häusersiedlung weichen – angeblich, weil die Göhrener keinen Platz finden, um zu bauen. Die Göhrener selbst fürchten, dass das nur der Anfang sei und dass sich weitere Wohngebiete anschließen könnten – dabei lebe Göhren auch von der Natur drumherum, so das Argument der Gegner.
Aber in Göhren ist seit der Wende scheinbar so einiges schiefgelaufen. Ein einzelner Investor hat in den vergangenen Jahrzehnten ein Bauprojekt nach dem anderen durchsetzen können.
So gab es in Sichtweite zum Nordstrand an einem Hang ein Wäldchen – das wurde abgeholzt. Nun gibt es vom Hotel einen freien Seeblick. Das Hotel hat der besagte Investor gebaut. Ebenso wie das neue Parkhaus am Südstrand. Die Gemeindevertretung hat zugestimmt, dass der Investor auf Erbbaupacht dort bauen darf – und der Investor wiederum hat sich in den Vertrag schreiben lassen, dass es keine Konkurrenzparkplätze geben darf. Das muss man sich mal vorstellen – nicht nur, dass Göhren Einnahmen verloren gehen. Man lässt sich auch erpressen.
Am Südstrand soll eine Klinik entstehen – in Wirklichkeit handelt es sich aber wohl um ein First-Class-Hotel. Vom besagten Investor.
Wie kann es sein, dass so was entschieden wird? Die Doku zeigt die „Vier von der Stange“, vier Herren im Gemeinderat, die gegen die anderen stimmen – auch gegen den Bürgermeister ohne Macht. Sie wähnen sich als die Macher in Göhren – und sind es offenbar auch. Aber auch im Sinne der Gemeinde?

Man schüttelt sehr oft den Kopf darüber, was da in Göhren abgegangen ist. Wie sich die Stangenherren feiern, aber scheinbar völlig verkennen, wie die Lage eigentlich ist. Was sie in der Doku erzählen, zeugt von einem seltsamen Selbstverständnis.
Im Film geht es um den Protest und die Gegenbewegung, die dann auch zur Kommunalwahl 2019 antritt. Christoph Eder lässt sie alle zu Wort kommen. Die Leute aus dem Gemeinderat, den Bürgermeister, die Widerständler und auch den Investor – der aber auch erst was sagt, als er Opfer eines Anschlages wird.

Diese sehr interessante Doku zeigt, was Machtgier alles anrichten kann. In welche falschen Richtungen sich Kommunalpolitik entwickeln kann. Aber auch, dass es sich lohnt, für eine Sache zu kämpfen. Immer wieder schockierend ist, was politisch und bautechnisch im Ort alles möglich war.

-> Trailer auf Youtube

Wem gehört mein Dorf?
D 2021, Regie. Christoph Eder
100 Minuten, ab 0
9/10


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