Überflieger: Essen mit Emotionen

Sebastian Theiss (39) ist Koch als Leidenschaft und auf höchstem Niveau unterwegs – von Eichstädt aus bietet er handgemachte Caterings an

MAZ Oberhavel, 24.7.2021

Eichstädt.
Zur Begrüßung gibt es einen Brownie. Der sieht an sich schon mal köstlich aus. Einmal kurz flambiert, eine sahnige Soße drauf – und ein rotes Pulver: Rote Beete. Was Sebastian Theiss schnell mal drüber gestreut, ist aber alles andere als schnell gemacht. „Das Rote-Beete-Pulver für Desserts ist mehr als nur die Tüte zu öffnen.“ Die Rote Beete müsse getrocknet und in der Kaffeemühle zu Pulver gemahlen werden. „Was oft dahinter steckt, sieht der Kunde nicht.“ Die Herstellung bezeichnet der 39-Jährige durchaus als anstrengend – sie ist ihm aber wichtig.
Auf einem Gewerbehof Am Eichenring in Eichstädt betreibt Sebastian Theiss „Farm to Fork“, übersetzt heißt das „Vom Bauernhof auf die Gabel“. „Ich mache Caterings auf sehr hohem Niveau“, sagt er. „Wer zu mir kommt, will was Besonderes haben.“ Einfach nur zu essen sei langweilig, es gehe um Wertschätzung, Emotionen, dass die Leute sagen, es habe Spaß gemacht.

Geboren in Wolmirstedt, kam er mit zwei Jahren mit seinen Eltern nach Eichstädt, in Beetz ging er zur Schule, und das Kochen hat ihn scheinbar schon früh interessiert, denn er begann dann eine Ausbildung bei Mövenpick im Berliner Europacenter. Doch die Lehre sei „so bitter“ gewesen, dass er sich fragte: „Was willst du mit diesem Beruf?“ Und fast wäre er Krankenpfleger geworden – denn im Zivildienst an der Sommerfelder Klinik hatte er gute Erfahrungen gemacht.
Aber ganz wollte er seinen Kochberuf noch nicht aufgeben. Er hatte von der Eröffnung eines Mövenpicks am Anhalter Bahnhof gehört. „Der Küchenchef war ein richtig großer Typ. Die Kochlehre fing da von vorne an.“ Mit Respekt und Angst, wie Sebastian Theiss erzählt. Er lernte das Filigrane am Essen kennen, Speisen zu analysieren, Komponenten zusammenzubringen. Kurzum: Er hatte die Liebe zu seinem Beruf wiederentdeckt. „Die Qualität war abartig hoch“, erzählt er mit einem Schmunzeln. Viereinhalb Jahre blieb er dort. Es folgten weitere Stationen, darunter als Küchenchef im Arcotel unweit des Auswärtigen Amtes. Nach zwei Jahren aber habe er gedacht: „Ich muss ins Ausland. Ich kündige einfach alles. Ich habe alles verkauft.“

Er ging nach Australien, arbeitete in einer Cateringfirma im Outback, in einem australisch-österreichischen Lokal in Melbourne, und er kümmerte sich um die Eröffnung eines Hotels von Jamie Oliver in Perth. Später reiste er nach Thailand, Neuseeland und auf die Philippinen. Überall hat er etwas Neues gelernt. „Ich habe gemerkt, wie verschwenderisch wir sind.“ Auf den Philippinen habe er gelernt, alles, was man sonst wegschmeißt, anders zu verwenden. „Das ist eine Nachhaltigkeit, die kennt hier keiner.“
Er kam zurück nach Deutschland, arbeitete bei einem Caterer, der unter anderem auch bei größeren politischen Veranstaltungen dabei war. „Das war mega hochwertig.“ Aber auch anstrengend. Es blieb keine Zeit für die Familie, die Freundin, für Hobbys. Er beschloss, sich selbstständig zu machen.

Er bekam die Ladenfläche in Eichstädt und konnte sie zu seinen Zwecken umbauen. Auf dem Kremmener Spargelhof setzte er seine ersten Caterings um, half dort auch in der Küche. „Ich helfe da auch noch aus. Das ist das Tolle hier. In der Stadt ist es schwieriger, Connections zu finden. Hier kennt man den Bauern, und er grüßt einen.“ Alle würden versuchen, sich gegenseitig zu unterstützen.

Bei „Farm to Fork – Mr. Th. Catering“ sagt Sebastian Theiss, der inzwischen in Hohen Neuendorf wohnt, sei Genuss jede Sünde wert. „Ich mache nur planbare Sachen.“ Dazu gehören Hochzeiten, Geburtstage, Seminar-Caterings. Einen kleinen, hochwertigen Laden, nennt er seine Firma. Sein Credo: „Ich möchte bei jeder Veranstaltung dabei sein, ich möchte selber sehen, dass das, was ich mir vorgestellt habe, umgesetzt wird.“ Auch Live-Kochen ist bei ihm möglich.
Die Coronazeit nutzte Sebastian Theis unter anderem für die Produktentwicklung. Unter dem Label gibt es verschiedene BBQ-Saucen, ein Parmesan-Dressing und eine Wild-Preiselbeer-Dessert-Sauce. Vom Flaschendesign, über die Etiketten bis zum Inhalt – alles selbst gemacht, in mühevoller Arbeit. „Das läuft gut, ist aber Beiwerk“, sagt Sebastian Theiss. Seine Produkte gibt es zum Beispiel in den Hofläden an der Milchtankstelle und am Schloss in Schwante und dem Spargelhof in Kremmen.

Wie es weiter geht – Sebastian Theiss lässt es auf sich zukommen. Die Branche ist durch Corona in großen Schwierigkeiten. Aber er sagt auch: „Bis jetzt finde ich das alles noch ganz toll.“ Und momentan sei richtig viel zu tun.
Mehr Infos gibt es im Internet: farmtofork-catering.de.


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