Neukölln, rosa

Eigentlich kenne ich mich ja in Berlin ganz gut aus. Neukölln aber gehört zu den Stadtbezirken, bei denen ich ein Navi brauche, um zu einer bestimmten Straße zu finden.
Als ich aus dem Auto steige, sehe ich mich erst mal um. Neukölln hat, und das habe ich schon öfter gehört, eine ganz besondere Atmosphäre. An der Karl-Marx-Straße bin ich kurz davor an einem Straßenkonzert vorbeigefahren. Jetzt, in der Seitenstraße erklingt aus einem Laden orientalische Musik. Und es riecht irgendwie nach Urlaub irgendwo in einem Land weiter südlich.

Neukölln ist noch lange nicht so neu und modern wie Charlottenburg, Mitte oder der Prenzlauer Berg. Einige Häuser sind noch sehr runtergekommen, Gehwege brüchig und schief. In einem Laden sitzen sich zwei Typen gegenüber und rauchen mit einer Shisha.
Das Haus, in dem ich meinen Termin habe, ist gerade eingerüstet. Es wird seit einiger Zeit saniert, erfahre ich. Es gebe neue Besitzer, und die seien erstaunlich sympathisch und kooperativ.
Eines aber die viele Bewohner dann doch gestört. Das Haus sollte pink angestrichen werden. Rosa. Und rosa geht gar nicht, fanden viele.
An einer der Hauswände sind auf mehreren Quadraten nun mehrere Rosa-Töne zu sehen. Von grell-rosa bis zu einem dunklen Rosa, das fast gar nicht mehr rosa ist. Offenbar hat man sich für Letzteres entschieden, und auch dafür, so erzählt man mir, das Haus nicht komplett rosa zu streichen, nur noch teilweise. Neuköllner Kompromisse eben.


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