Rasten ist rosten: Dieter Blumberg wird 80

In Schwante war er der erste frei gewählte Bürgermeister nach der Wende – bis heute kümmert er sich im Verein um die alte Schmiede in der Dorfstraße – am Freitag feiert er Geburtstag

MAZ Oberhavel, 20.5.2021

Schwante.
Wenn Dieter Blumberg am Freitag 80 wird, dann kommt wohl nur eine kleine Runde zusammen. So geht es gerade allen Jubilaren. „Irgendwas ist angekündigt, aber ich darf es nicht wissen“, sagt er und lächelt.
Dieter Blumberg ist in Schwante als der Schmied bekannt. Wenn Landpartie ist, dann steht er vor der Schmiede und zeigt, wie der Beruf, den er gelernt hat, funktioniert. Bekannt ist er aber auch, weil er 1990 der erste frei gewählte Bürgermeister von Schwante geworden ist.

Von den 80 Jahren hat er gute 79 in Schwante gelebt. Geboren wurde er in Staffelde. „Meine Mutter war die Tochter der Gastwirte im Alten Dorfkrug“, erzählt er. Als Dieter Blumberg am 21. Mai 1941 geboren wurde, da hat ihn sein Vater wohl noch einmal gesehen. Im selben Jahr ist er im Krieg gefallen. „Ich habe es immer sehr bedauert, dass ich keinen Vater hatte. Meine Mutter musste den Hof in Schwante übernehmen, den wollte sie erhalten.“ Sein Bruder Siegfried und er mussten auf dem Hof viel mit anpacken. „Das war eine wichtige Geschichte fürs Leben, Verantwortung zu übernehmen.“ Sie hatten Hühner, Schafe und Rinder.
„Ich war kein guter Schüler“, sagt er und schmunzelt. Bis zur 4. Klasse ging er in Schwante zur Schule, danach in Vehlefanz. „Ich habe es irgendwie geschafft. Meine Reife setzte erst später ein.“ Dann begann er eine Lehre als Bäcker. „Ich dachte, das ist ein schönes Leben.“ Er machte das an einem Freund fest, der morgens gearbeitet hat. „Er war am Tage immer da.“ Nach einem Vierteljahr war jedoch Schluss. „Ich bin körperlich eingegangen. Ich war ja davor immer nur draußen, und plötzlich stand ich nur in der Backstube.“ Er brach die Lehre in Kremmen ab – und begann eine andere: als Schmied. „Ich mochte die Vielfältigkeit. So ein Handwerksbetrieb auf dem Dorf hatte ja die Funktion, die ein Baumarkt heute hat.“ Seine Arbeit sei „unheimlich vielfältig“ gewesen. Allerdings sah er in diesem Beruf keine Zukunft. „Mit den Arbeiten von früher, konnte man als Schmied nicht mehr existieren.“ Er begann bei der LPG Tierproduktion in Schwante zu arbeiten, er war technischer Leiter. Bis zur Wende.

Die Wende brachte auch für Dieter Blumberg ein ganz neues Leben. Er war schon davor im Dorf bekannt. Musste jemand zum Arzt gefahren werden, er war zur Stelle. Brauchte jemand sonstige Hilfe, er wurde gefragt. „Was möglich war, habe ich getan.“ Manfred Lehmann sei es gewesen, der ihn fragte, ob er sich politisch engagieren wolle. Tatsächlich trat er für die SPD 1990 an – und war so erfolgreich, dass er Schwantes Bürgermeister wurde.
„Das war ein Neuanfang für alle. Ich hatte Angst davor, wollte das erst nicht. Kein Mensch wusste: Wie geht Verwaltung? Klar war, dass man hart rechnen muss. Dass man verletzen muss.“ Das sei sehr schwierig gewesen. Er musste Personal ausdünnen, Menschen entlassen. Seine Frau Bärbel in der Zeit mal zu ihm: „Die grüßen nicht mehr.“ Damals spielte sich das Gemeindeleben noch im Schloss ab.
Als es darum ging, die Gemeindegebietsreform durchzuführen, da sollte Schwante eigentlich nach Kremmen gehen. „Man war damals sehr skeptisch gegenüber Eichstädt.“ Dann aber habe es eine Bürgeraktion mit Unterschriftenlisten gegeben. „Es gab die Angst, dass wir in Kremmen untergebuttert werden.“ Heute gehört Schwante zu Oberkrämer. Eine richtige Entscheidung, wie Dieter Blumberg heute sagt. Er wechselte 1993 in die Amtsverwaltung nach Eichstädt, wurde Hauptsamtsleiter – bis zu seinem Ruhestand 2003.

Seit mehr als 55 Jahren ist er mit seiner Frau Bärbel zusammen. Kennengelernt haben sie sich im Harz, während seiner Zeit als Grenzsoldat. 1965 haben sie geheiratet. Inzwischen haben sie zwei Kinder und vier Enkel. „Familie ist mir sehr wichtig“, sagt er. Und gerade zu seinem Bruder hat er sehr engen Kontakt.
Auch wenn er hauptberuflich nicht lange als Schmied gearbeitet hat – bis heute ist die Schmiede in der Dorfstraße sein Leben. Er kümmert sich, repariert, organisiert, schmückt. Natürlich nicht allein, aber jede Gruppe braucht einen Kopf. „Meine Kumpels aus dem Verein erkennen das an. Wenn ich sie rufe, kommen sie, und das finde ich schön.“ Dass momentan dort keine Kultur stattfinden kann, findet er schade. „Das sind verlorene Jahre, nicht mehr einzuholen.“ Ansonsten kümmert er sich um seinen Hof, er schaut gern Fußball – und hat auch in Flatow mal selbst gespielt. Gibt es Zeiten, wo er nichts tut? „Wenig. Will ich auch nicht. Dafür habe ich keine Geduld. Rasten ist rosten“, sagt Dieter Blumberg.


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