Free European Song Contest 2021

SA 15.05.2021 | 20.15 Uhr | ProSieben

Als Produzent von Fernsehshows hat Stefan Raab schon länger kein gutes Händchen mehr. Seine Late-Night-Show bei RTL ist gescheitert und wird am Dienstag das letzte Mal ausgestrahlt. Auch die Showideen für ProSieben haben nicht besonders gut funktioniert. Und auch der „Free European Song Contest“, der 2020 am Tag des abgesagten originalen Eurovision Song Contest ausgestrahlt wurde, wirkte ziemlich aus der Zeit gefallen. Wurde für die 2021er-Auflage daraus gelernt? Nein.

Der „Free European Song Contest“, am Sonnabend bei ProSieben, soll so etwas wie eine Alternativ-Show zum ESC sein. Die Frage ist nur, wie ernst sich die Show nehmen will – und was sie überhaupt will.
Diesmal sind 16 Acts aus 16 Ländern angetreten. Oder so ähnlich. Vielmehr waren es Leute, die entweder tatsächlich in ihrem Land bekannt sind – zum Beispiel Amy MacDonald in Schottland -, oder es traten Leute wie Jasmin Wagner/Blümchen für Kroatien auf, weil ihre Mutter Kroatin ist – sie selbst hat da aber nie gelebt. Ihr Song „Gold“ ist ein deutscher Pop-Schlager, und für die Show musste sie ein paar Brocken Kroatisch einwerfen. So weit, so unoriginell.

Es wirkt schlicht albern, wenn deutsche Stars mit ihren deutschen Hits plötzlich für andere Länder antreten. Auch wenn für viele andere Länder tatsächlich Künstler von dort auftraten – es machte alles irgendwie keinen Sinn.

Viel schlimmer waren aber die Länder-Einspielfilme, die nur vor peinlich-albernen Klischees strotzten und manchmal haarscharf am Rassismus vorbeischrammten. Die lustige „TV total“-Stimme las die dämlich Texte vor, zu sehen waren mitunter wahllose TV-Ausschnitte aus den 90ern und 00ern. Das war vor 20 Jahren mal modern und lustig. Aber wir haben ja inzwischen 2021.
Vielleicht sollten die Einspieler den Zuschauern sagen, dass sich die Show ja nicht ernst nehme. Dabei nahm sich die Show durchaus ernst – man zog ja alles durch. Die 16 Acts, die Punktevergabe. Aber eben sehr light.

Wer für Deutschland antritt wurde mal wieder geheim gehalten, und die Enttäuschung und Scham war groß. Angesagt wurde Udo Lindenberg, aber es kam Helge Schneider, der als Udo Lindenberg einen Song sang. Es gibt bestimmt Leute, die sich beömmelt haben. Aber warum schickt man 15 ernsthafte Acts auf die Bühne, und für Deutschland macht man Affentheater? Schneider war auch 2020 dabei, und am Anfang der Show am Sonnabend war von seinem letzten Auftritt im deutschen Fernsehen die Rede – bis er dann als Udo wiederkam.

Die Punktevergabe – exakt nach ESC-Regeln – war spannend, aber eigentlich auch blödsinnig. Denn nur Deutschland, Österreich und die Schweiz veranstalteten ein Televoting. Für alle 13 anderen Ländern stimmten Einzelpersonen ab.
Und, ja, eigentlich ist es völlig wurscht – wie ja die ganze Show wurscht ist (Sorry, Conchita! Die Moderation von Conchita Wurst und Steven Gätjen war wirklich gut!) – dass Rea Garvey für Irland gewonnen hat. Sein Song war eh schon ein Hit.

Warum veranstaltet Raab diese Show? Warum wird nicht stattdessen versucht, wieder einen Bundesvision Song Contest ins Leben zu rufen? Warum könnte daraus nicht wieder ein großes Spektakel werden, das vielleicht sogar zum Vorentscheid für den Eurovision Song Contest wird? Der NDR muss eh sparen, dafür könnte ProSieben einspringen. Beim Bundesvision könnten Stars teilnehmen, man könnte aber auch Neulingen eine Chance geben.
Was in Schweden beim Melodifestivalen funktioniert, müssten wir doch auch hinbekommen?!

-> Die Show bei Joyn


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