Steffen Kopetzky: Monschau

Es scheint das richtige Buch zur richtigen Zeit zu sein – wenn man denn auch in einem Roman lesen will, was uns so ähnlich gerade widerfährt.

1962 in der Eifel. Im Landkreis Monschau sind die Pocken ausgebrochen. Reisende haben sie eingeschleppt, nun breiten sie sich aus. Der Mediziner Nikolaos Spyridakis macht sich auf, um dort einzugreifen – und um zu versuchen, die Krankheit einzudämmen.
Es ist Karneval, und Lust auf eine Quarantäne-Situation hat niemand. Aber nicht nur der Karneval wird zum Problem. In Monschau befindet sich eine der wichtigsten und größten Fabriken der Region. Der Erkrankte arbeitet dort und hat sich auch dort aufgehalten. Muss die Fabrik vorübergehend geschlossen werden?
Der Widerstand gegen die Maßnahmen ist groß.
Nikolaos lernt unterdessen Vera Rither kennen. Der Arzt und die reiche Frau entdecken große Zuneigung und schließlich die Liebe. Aber so einfach ist auch das alles nicht.

Mit „Monschau“ legt der Autor Steffen Kopetzky eine an sich interessante Geschichte vor. Denn gerade in Zeiten des Coronavirus ist diese Story ein spannendes Gleichnis. Die Pocken sind extrem ansteckend. Die Eindämmungsmaßnahmen erinnern sehr an die Maßnahmen, die auch gegen das Coronavirus ergriffen worden sind.
Allerdings scheint Kopetzky allein diese Story nicht genug zu finden, denn plötzlich schwenkt der Roman vollkommen um. Während sich die ersten Kapitel auf recht spannende Weise um die Ausbreitung der Krankheit drehen, wird scheinbar von einer Seite zur nächsten umgeknippst, und plötzlich geht es um den Arzt und die Liebesgeschichte. Viele Seiten lang kommen die Pocken plötzlich nicht mehr vor.
Und leider ist die Liebesgeschichte im Vergleich zur Pocken-Story sehr langweilig. Angesichts des eigentlich so aufregenden Plots ist die Liebelei regelrecht ernüchternd.
Fast möchte man von Etikettenschwindel sprechen, wenn der Rowohlt-Verlag die Pocken-Geschichte so hochspielt, die aber in Wirklichkeit irgendwann eher zur Randstory wird.
Schade. Großes Potenzial verschenkt.

Steffen Kopetzky: Monschau
Rowohlt Berlin, 351 Seiten
4/10


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