The 93rd Oscars

SO 25.04.2021 | 2.00 Uhr (Mo.) | ProSieben

Alles anders! Alles besser! Alles total innovativ!
Was wurde uns nicht alles versprochen für die Oscars 2021?! Regisseur Steven Soderbergh wolle die Oscar-Verleihung, die in Deutschland von ProSieben übertragen wird, ganz besonders inszenieren. „Die Preisverleihung wird sich anfühlen wie ein Film. Es gibt ein übergreifendes Thema, das während der Gala in unterschiedlicher Form ausgedrückt wird“, sagte er vorher.

Nach zehn Minuten muss Soderbergh aber irgendwie vergessen haben, was er versprochen hat. Denn was in der Nacht zu Montag zu sehen war, war die pure Langeweile.

Natürlich hat der Oscar 2021 auch das Pandemie-Problem. Zwei Monate später als sonst fand die Verleihung statt, und wenn man ehrlich sein soll, waren den allermeisten Menschen die allermeisten der nominierten Filme schlicht nicht bekannt. Wegen der Coronakrise sind die Kinos seit Monaten geschlossen, in den USA waren die Lichtspielhäuser nicht so lange dicht, aber große Blockbuster liefen auch dort nicht. Deshalb durften auch Filme auf die Nominierungsliste, die eventuell nur bei den Streamingdiensten zu sehen sind.
Das sind schon mal ganz schlechte Voraussetzungen für einen Quotenerfolg. Und Soderbergh machte ein Desaster draus.

Die Verleihung fand in der Central Station von Los Angeles statt, und in der Vorberichterstattung wies Steven Gätjen darauf hin, dass der normale Bahnhofsbetrieb weiterlaufe – was spannend sein durfte.
Der Beginn machte Hoffnung, denn der wirkte wirklich wie ein Film. Aber eigentlich nur wegen der vielen Einblendungen von Namen und Funktionen, wie es beim Film üblich ist. Die Kamera folgte einer Schauspielerin von draußen durch den Bahnhof zur TV-Location.
Das war es dann aber auch schon mit einer filmischen Umsetzung.

Die Location wirkte nicht wie ein Hauptbahnhof, sondern wie ein altbackenes Café mit runden Sitzbänken und einer kleinen Empore. Hatte ein bisschen was von DDR, da sah es auch so unmodern-trist aus.
Ansonsten passierte schlicht: nichts. Leute redeten. Leute lasen Nominierte vor. Ausschnitte aus den nominierten Filmen sah man in den allermeisten Fällen nicht. Wozu auch, wenn man sowieso keinen der Filme kennt? Deshalb muss man dem Zuschauer auch keinen Eindruck davon geben, was denn da ausgezeichnet wird.
Leute standen irgendwo im Saal rum und sagten was an. Ausgezeichnete hielten mitunter laaaaange Reden, weil es keine Begrenzung mehr gab.

Keine Ahnung, was Steven Soderbergh damit gemeint hat, wenn er eine filmische Umsetzung der Gala meinte. Da ist so manche Pressekonferenz spannender gewesen. An einer Stelle übertraf ProSieben sogar arte: An einer Stelle sprach ein Regisseur auf Koreanisch mit englischen Untertiteln über seine Oscar-Kategorie.
Und was sich Soderbergh dabei dachte, die Kategorie „Bester Film“, den absoluten Höhepunkt, nicht am Ende der Gala zu vergeben, wird auch sein Geheimnis bleiben. Die letzte Kategorie war „Bester Hauptdarsteller“. Anthony Hopkins gewann den Oscar – und war nicht da. Und war auch nicht zugeschaltet. Angeblich hat er verschlafen.
So endete die ödeste Oscar-Verleihung aller Zeiten absolut lapidar: Er ist nicht da, auf Wiedersehen, das war’s.
Mister Soderbergh, das war ja mal gar nichts.

-> Die Show auf Joyn (zeitlich begrenzt)


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