Bill Kaulitz: Career Suicide – Meine ersten dreißig Jahre

Das Buch fällt auf, ist aber optisch alles andere als ein Hingucker. ZU sehen sind in Schwarz-weiß nur Augen, Nase und Mund von Bill Kaulitz, dazu seine Piercings. Zwischen den Augen ist Blut, vielleicht ein Einschussloch. Etwas Blut läuft auf die Nase runter. Über der Stirn prangt der krakelige, an einen Horrorfilm erinnernde Schriftzug mit dem Titel des Buches.
Und aus der Ferne sieht das Buch aus wie damals eine DVD aus der Videothek. An den Seiten sind die Buchseiten schwarz eingefärbt, dazu das billig und trashig wirkende Cover.
Der Inhalt des Buches ist das allerdings nicht.

Bill Kaulitz steht seit bald 20 Jahren in der Öffentlichkeit. 2003 nahm er an der Sat.1-Castingshow „Star Search“, und zu dieser Zeit war er im Magdeburger Raum schon mit seiner Band unterwegs.
2005 kam „Durch den Monsun“. Und die Band Tokio Hotel wurde der große Überflieger.
In seinem Buch „Career Suicide“ erzählt Bill Kaulitz über seine ersten 30 Jahre. Über seine Kindheit, die Schulzeit, darüber wie er gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Tom seine Bandkollegen Georg und Gustav kennenlernte und wie es zum ersten großen Hit kam.

Obwohl Bill Kaulitz erst 32 Jahre alt ist, hat er viel zu erzählen. Dabei wird schnell klar, dass sein Leben nie ein Zuckerschlecken war – auch und gerade nicht in der besten Zeit von Tokio Hotel.
Bill war schon immer jemand, der sich auffällig gestylt hat, für den das völlig normal war. Damit fiel er auf, schon in der Schule. Er schreibt von bösen Hänseleien und Attacken – aber auch, wie er das alles überstanden hat, wie sehr da auch sein Bruder eine große Hilfe war. Bill und Tom haben sich immer perfekt ergänzt.
Die Musik aber war die großen Leidenschaft – und ist es noch immer. Aber wer denkt, dass es nur toll ist, ein Star zu sein, der täuscht sich. Denn der Hype, der über Tokio Hotel hereinbrach, lässt einem schon beim Lesen den Atem stocken.

Recht schonungslos lässt Bill Kaulitz in „Career Suicide“ sein bisheriges Leben Revue passieren. Er geht dabei auch mit sich selbst nicht zimperlich um. Das Buch wirkt, als ob er dem Leser alles persönlich erzählt. Manchmal spricht er den Leser auch persönlich an. Wer das Buch liest und Kaulitz kennt, kann sich sicher ganz gut vorstellen, wie er das einem gerade alles erzählen würde. Einige der Episoden sich bestürzend, andere lassen einen den Kopf schütteln. Aber am Ende steht auch der große Respekt vor einem jungen Mann, der extrem für seinen Traum gekämpft hat und fast an ihm zerbrochen wäre.

Bill Kaulitz: Career Suicide – Meine ersten dreißig Jahre
Ullstein, 381 Seiten
8/10


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