Wolfgang Martin: Wie die Westmusik ins Ostradio kam – Radiogeschichten von DT64 bis „Beatkiste“

Über die westdeutsche Mediengeschichte bis 1990 weiß man relativ viel. Doch was eigentlich im Radio der DDR los war, darüber ist bislang wenig geschrieben worden.
Wolfgang Martin arbeitete ab 1975 als Redakteur und Moderator für die Stimme der DDR und ab 1982 für das Jugendradio DT64. In seinem Buch „Wie die Westmusik ins Ostradio kam“ erzählt er nicht nur genau davon. Sondern auch ganz allgemein darüber, welche Stars in der DDR eigentlich angesagt waren, wie man sie unterstützt oder eben auch – aus Gründen – nicht unterstützt hat.

Hin und wieder taucht der Autor so detailliert in die DDR-Radiogeschichte mit diversen Namen und Umständen ein, dass es fast nur für Nerds ist. Aber sehr überwiegend ist es spannend, was er zu erzählen hat.
Denn in der Tat ist es kurios, wie die Westmusik ins Ostradio kam. Nicht nur auf mehr oder weniger offiziellen Wegen. Verwandte brachten Schallplatten mit oder Redakteure reisten nach West-Berlin, um sich in Plattenläden umzusehen. Oder die Parteiverantwortlichen wollten bestimmte Westsongs platzieren, weil es bestimmte Deals gab.
Ebenso interessant ist es zu lesen, wieso manche Songs plötzlich nicht mehr gespielt werden durften, und wie lapidar das meist verkündet worden ist.

Schön ist der Anhang mit den TOP5-DDR-Hits von 1975 bis 1990.
Schade ist, dass im Buch nur auf sehr wenigen Seiten auf die Wendezeit eingegangen wird. Auf die Zeit Ende 1989, als sich auch die journalistische Arbeit im DDR-Radio wandelte und auf die Abwicklung in den 90ern sowie den Kampf um DT64. Aber vielleicht wäre das noch mal ein eigenes Buch.

Wolfgang Martin: Wie die Westmusik ins Ostradio kam – Radiogeschichten von DT64 bis „Beatkiste“
Bild und Heimat, 237 Seiten
7/10


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