Alexander Kulpok: SFB mon amour. Die Geschichte des Senders Freies Berlin

Der SFB war die „Berliner Abendschau“.
Der SFB war „Wolff und Rüffel“.
Der SFB war „Drei Damen vom Grill“.
Der SFB war „Nickel und Herr Siemon hinter der Wand“.
Der SFB war der ARD-Sender für West-Berlin – aber eigentlich auch schon zu DDR-Zeiten unser Sender. Und nach dem Mauerfall sowieso.
Aber was war der Sender Freies Berlin eigentlich so wirklich?

Erstmals gibt es ein Buch, das sich mit der Geschichte des SFB beschäftigt – aus Sicht von Alexander Kulpok, der die Rundfunkanstalt von Anfang bis Ende – 1954 bis 2003 – begleitet hat. Als Redakteur, Moderator, Reporter, Chef beim ARD/ZDF-Videotext oder Leiter des Berlin-Büros von ARD-aktuell.
Sein Buch heißt „SFB mon amour.“, und Kulpok erzählt die SFB-Story aus seiner Sicht.
Er erzählt davon, wie der SFB in den 50ern aus dem NWDR hervorgegangen war. Vom Haus des Rundfunks und seiner Geschichte. Um einst bekannte Radiosendungen wie „Rund um die Berolina“ oder „Freundschaft mit Tieren“. Es geht um Hörspiele und Fernseh-Höhepunkte. Um Menschen, die den Sender prägten und um technische Fortschritte.

Manchmal schweift Alexander Kulpok in seinem Buch ein bisschen zu sehr in seine eigene Geschichte ab, wenn er von eigenen Reporterreisen erzählt, und überhaupt ist das Buch vermutlich vor allem für Medien-Nerds geeignet. Dabei ist es an vielen Stellen erstaunlich oberflächlich.
Während einige Kapitel mit Personalien aus der Führungsetage für Außenstehende nicht so wirklich spannend sind, werden viele Themen nur gestreift. Vor allem ist der Schwerpunkt des Buches die frühe SFB-Zeit. Alles, was ab den 80ern passiert, wird nur noch am Rande erzählt. Wie sich der SFB rund um den Mauerfall positionierte und was nach der Wende passierte, wird gar nicht mehr erzählt. Dazu finden sich nur Stichpunkte ganz am Ende in einer auch seltsam lückenhaften (und andererseits stellenweise wiederholenden) Chronik.
Man hätte – und das interessiert das ja die Fans des SFB – viel mehr auf einzelne Sendungen eingehen können. Auch der Umbau des SFB-Hörfunks hätte eine spannende Angelegenheit sein können, die Gründung des eigenen Dritten Programms, B1, ist Kulpok eine halbherzige Erwähnung wert.
Dafür nervt er mit sich oft wiederholenden Erklärungen und wortgleichen Funktionsnennungen, wie die „ARD/ZDF-Videotextzentrale“ und andere Begriffe, werden so fast zu öden Floskeln.
„SFB mon amour.“ ist oft interessant, aber manches lädt zum Überfliegen und Überblättern ein. Der Untertitel „Die Geschichte des SFB“ ist zutreffend, aber es sind dann doch nur Ausschnitte.

Alexander Kulpok: SFB mon amour. Die Geschichte des Senders Freies Berlin
Vergangenheitsverlag, 288 Seiten
6/10


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