Was nun, Herr Laschet?

SA 16.01.2021 | 19.25 Uhr | ZDF

Huch, das kam ja dann doch fast ein bisschen überraschend. Friedrich Merz ist nicht CDU-Vorsitzender geworden. Dabei hatte er scheinbar seine Zukunft in dieser Rolle schon fest durchgeplant, und auch in den Medien schien es, als ob das Rennen eigentlich schon gelaufen ist.
Am Ende setzte sich am Sonnabendvormittag bei der Wahl auf dem digitalen CDU-Parteitag Armin Laschet durch.

Beim ZDF dachten sie sich offenbar, Laschet zum Amtsantritt gleich mal richtig grillen zu müssen. Ihm knallharte Fragen zu stellen und ihm aufregende Antworten zu entlocken. Was erst mal nicht falsch ist.
Allerdings schienen Bettina Schausten und Peter Frey investigative Fragen mit dämlichen Fragen verwechselt zu haben. Sie dachten, wenn sie ihm mal Fragen stellen, bei denen die Antworten aus naheliegenden Gründen feststehen, aber sie dabei einen scharfen Ton anschlagen, dass das den Laschet schon irgendwie zermürben würde.

Und so fragten sie, ob denn jetzt auch feststünde, dass er auch Bundeskanzler werden wolle. Laschet antwortete – und das ist ja logisch -, dass das im Frühjahr mit der CSU besprochen werde solle. Woraufhin Frey ihn fragte, warum er so zögere. Erwartet Frey wirklich, dass Laschet sagt, Söder sei nun raus? Das ist albern.

Gleich danach ging es darum, dass Verlierer Merz vorgeschlagen habe, nun als Wirtschaftsminister ins aktuelle Kabinett zu wechseln. Merkel ließ ablehnen, und von Laschet wollten Frey und Schausten wissen, ob das nicht ein Machttest von Merz gewesen sei. Erstaunlich locker erzählte Laschet, dass er Merz gern im CDU-Präsidium gehabt hätte, dass Merz das nicht wollte und dass es an diesem Tag ja um die CDU-Wahl gegangen sei, alles andere nicht zur Debatte stand. Worauf ihm Schausten gewissermaßen Krach einreden wollte und meinte, dass es Merz darum gegangen sein könnte, Merkel vom Thron zu stürzen und ihm fast schon zum Vorwurf machte, dass da nichts geschehe.
Das ist ziemlich krude, denn warum sollte Armin Laschet in der momentanen Pandemiekrise auch noch eine Regierungskrise auslösen? Das hätte weder Merz getan, noch wird das Laschet tun, weil es so kurz vor der Wahl und mitten in der Krise keinen Grund dazu gibt. Laschet ließ sich das von den ZDF-Befragern nicht einreden, recht souverän erteilte er der Idee eine Absage.

Frey versuchte es dann noch mal andersrum: Ob denn Laschet den Merz ins Kabinett holen würde. Aber auch das konterte Laschet: Erst müsse man sich ja mit der CSU einigen, dann werde noch gewählt.
Schausten ließ aber nicht locker: Ob Merz damit rechnen müsse, dass Laschet sein Angebote ausschlage, Wirtschaftsminister zu werden. Was angesichts all dessen, was Laschet vorher sagte, eine bekloppte Frage war, denn ein Wechsel im aktuellen Kabinett stehe ja nicht zur Debatte. Und ob es sinnvoll ist, dass Laschet einfach mal den Altmeier rausschmeißt, um Merz sein Pöstchen zu geben, steht auf einem anderen Blatt Papier.

Es folgten viele weitere merkwürdig schlecht durchdachte Fragen, die immer nervig konfrontativ waren. Natürlich ist es gut, wenn Journalisten hart nachfragen, aber diese Fragen sollten auch sinnvoll sein, und nicht einfach nur nölig und schlecht gelaunt. Warum Laschet als CDU-Chef jetzt in der Coronafrage hauptsächlich mitbestimmen sollte, was läuft und was nicht, ist völlig abwegig. Das sei keine Parteienfrage, so Laschet. Das entscheiden immer noch die Ministerpräsidenten gemeinsam mit Merkel und den weiteren Entscheidern. Worauf die ZDF-Leute da hinaus wollten, ist völlig schleierhaft.

Es folgten weitere auf Zoff ausgerichtete Fragen. Das ist grundsätzlich nicht falsch. Aber das sollte dann schon mit Argumenten geschehen, die Laschet am besten nicht entkräftigen könnte. Es gebe bei Laschet so einiges, was man fragen könnte, was gerade in Bezug auf Corona schief gelaufen ist.
Solche Fragen kamen aber nicht, stattdessen solche, die argumentativ seitens Laschet einfach zu entkräften waren. So wirkten die beiden ZDF-Leute wie harte Nachfrager, aber eigentlich war das alles nur heiße Luft, und damit machten sie es – ohne, dass sie das sicher wollten – für den neuen CDU-Chef sehr einfach. Er geht als eindeutiger Sieger aus dieser missglückten Sendung hervor.

-> Die Sendung in der ZDF-Mediathek (bis 16. Januar 2022)


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