Lutz van Dijk: Kampala – Hamburg. Roman einer Flucht

David ist 18 und lebt in Hamburg bei seiner Schwester und seinem kleinen Neffen. Bei seinen Eltern ist er ausgezogen. Sie kamen nicht damit klar, dass er schwul ist. Regelmäßig trifft er sich mit seinen Freunden und in Gruppen, in denen er viel über die Diskriminierung von queeren Menschen erfährt. So weiß er auch, dass die Situation in vielen Ländern Afrikas für queere Menschen sehr schwierig ist.
Der andere David ist 16, und er lebt in Kampala, der Hauptstadt Ugandas. Auch er steht auf Jungs, und seine Mutter weiß und es und seine Freunde auch. Allerdings werden queere Menschen in Uganda verfolgt, und auch David bekommt mehr und mehr Probleme. Als es richtig brenzlich wird, ist für ihn klar: Er muss das Land verlassen, sonst landet er im Knast.
David und David lernen sich auf einer Dating-App kennen. Sie schreiben miteinander, sie schildern ihre Situation, und David aus Kampala und will zu David aus Hamburg.

Das Thema des Romans ist spannend. Lutz van Dijk macht einerseits in „Kampala – Hamburg“ den Gegensatz auf, wie ein schwuler Jugendlicher in Deutschland lebt und ein anderer in Uganda. Sehr schön beschreibt er den jeweiligen Alltag der beiden. Einer ist engagiert, muss aber an sich keine Angst haben. Der andere ist auch engagiert – sein Engagement sorgt jedoch für große Probleme. David will flüchten, und das nicht, weil Krieg herrscht, sondern weil er verfolgt wird, weil er ansonsten in den Knast muss wegen etwas, wofür er nichts kann.
Wenn es aber um die Flucht selbst geht, wird der Roman leider sehr viel oberflächlicher. Immerhin hat der komplette Roman gerade mal 146 Seiten. Da werden eigentlich spannende Dinge nur kurz erzählt, dass David aus Hamburg innerhalb von Stunden nach Istanbul aufbrechen kann, ist in drei Sätzen gesagt. Auch wäre es spannend gewesen, die Geschichte in Deutschland weiter zu erzählen, denn sie ist ja damit nicht vorbei.
Stilistisch blödsinnig ist es übrigens, dass die beiden Davids im Chat anfänglich vor jede noch so kurze Nachricht oder im im Chat „Hallo David“ und „Hallo FF4“ schreiben. Oder solche merkwürdigen Chat-Beschreibungen wie „Pause – Pause – Pause“ oder „Abbruch – Abbruch – Abbruch“. Das ist wirklich albern und wirkt wie ein Walkie-Talkie-Spiel im Kindergarten. Dass so ein Quatsch nicht rausredigiert wird, ist schade.
Am Ende behandelt der Roman ein spannendes, wichtiges Thema. Aber der Roman erzählt die Geschichte leider nicht aus.

Lutz van Dijk: Kampala – Hamburg. Roman einer Flucht
Querverlag, 167 Seiten
6/10


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