Senioren-Singles in Zeiten des Coronavirus

Normalerweise gibt es in Oranienburg am Heiligabend immer eine Weihnachtsfeier für Senioren, die ganz alleine sind, also für Singles. Dort kommen Menschen zusammen, die sonst niemanden haben und auf diese Weise die Gelegenheit bekommen, an diesem Tag nicht alleine zu sein.

In Zeiten des Coronavirus wird eher selten über Alleinstehende gesprochen. Über die Einsamkeit. Wer allein ist, ist im Lockdown so richtig allein. Normalerweise kann man, wenn man allein ist, selbst entscheiden, wann man unter Leute geht, um nicht allein zu sein. Im Lockdown ist das anders, da ist die Einsamkeit vorgeschrieben, im schlechtesten Fall kann man noch eine andere Person treffen, Stichwort: zwei Haushalte.

Die Weihnachtsfeier in Oranienburg ist wegen des Lockdowns abgesagt. Weil man ja nicht mehr als zehn Leute sein darf, und weil man ja zu Hause nur vier Menschen empfangen darf. Wie auch immer. Für Familien geht dieses Weihnachtsfest glimpflich aus, wenn auch für viele kleiner als sonst.

Und die Senioren, die alleine sind? Pierre Schwering, der Sachgebietsleiter Gemeinwesen in der Oranienburger Stadtverwaltung, sagte dazu: „Wir hoffen, dass alle vom Ausfall betroffenen Seniorinnen und Senioren eine andere Möglichkeit finden, doch noch eine besinnliche und nicht einsame Weihnacht zu genießen.“
Das klingt wie Hohn. Auch ziemlich ahnungslos. Er hofft, und das ist schön für ihn. Und er redet vom Genießen. Vielleicht organisieren die Single-Senioren ja lauter kleine Partys zu Hause. Vielleicht nehmen sie jetzt selbst die Organisationszügel in die Hand. Aber vielleicht bleiben sie Heiligabend auch einfach nur: allein. Wo ja das alleinige Weihnachtenfeiern so ein Genuss sein kann.
Schade, dass nicht mal im Ansatz von alternativen Ideen die Rede ist, dass das einzige, was den Leuten in der Verwaltung zur Absage einfällt, ein Bedauern ist. Und das Hoffen, dass den Leuten irgendwas anderes gelingt.
Das sind die wirklich traurigen – und besorgniserregenden – Seiten des Coronavirus.


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