Birk Meinhardt: Wie ich meine Zeitung verlor – Ein Jahrebuch

Wie ich meine Zeitung verlor. Das klingt wie ein Abgesang auf ein ganzes Medium. Vielleicht auch wie eine Analyse der Situation der Zeitungslandschaft.
Das alles ist dieses Buch nicht. Sondern eine persönliche Abrechnung mit der Süddeutschen Zeitung, bei der der Autor arbeitet.

Birk Meinhardt hat seine Journalistenkarriere in der DDR, bei der „Wochenpost“ gestartet, was im Buchumschlag in der Kurzvita vorsichtshalber nicht so richtig erwähnt wird, weil es vielleicht nicht so gut klingt wie die Autorenschaft bei der SZ. Er erwähnt es aber immerhin im Buch selbst.
Zweimal bekam er Kisch-Preise für Artikel, ansonsten arbeitete er sich auch bei der SZ hoch und schien ein angesehener Autor zu sein.
Allerdings, so beschreibt er, gab es dann immer wieder Probleme. Einer seiner Artikel sollte noch mal überarbeitet werden, letztlich gab es darum Streit, und der Text ist nie erschienen. Später ärgerte er sich über einen aus seiner Sicht einseitigen Beitrag über die US-Streitkräfte in Deutschland und verfasste einen Gegentext.
Überhaupt habe sich die SZ sehr einseitig entwickelt, er wirft der Redaktion vor, bestimmte Meinungen nicht mehr zuzulassen.

Fast möchte man ein bisschen weinen, wenn man das alles liest. Übermedien hat dazu recherchiert und einen langen Beitrag dazu veröffentlicht, der auch die andere Seite mal beleuchtet.
Das tut Meinhardt nicht. Muss er auch nicht, denn es handelt sich ja um ein Buch, das seine Erlebnisse widerspiegelt.
Dennoch fällt auf, dass der Autor Vorwürfe in den Raum stellt, einseitig zu berichten, um es dann selbst zu tun. Wie Übermedien berichtet und aufzählt, steht dieser Vorwurf zudem auf sehr wackligen Füßen, kann schnell widerlegt werden.
Unverschämt wird Meinhardt, als er davon berichtet, wie ihm mitgeteilt wird, dass er erst mal nicht mehr für die Zeitung schreiben darf. Er schwurbelt rum, warum das jetzt passiere – um dann ein paar Seiten später lapidar zu erzählen, dass der Grund ganz woanders lag.
Meinungen kann man dem Autor nicht nehmen. Aber in diesem Buch wirkt vieles so, als stünden da eher diverse Kränkungen im Raum. Und wenn man seine Behauptungen, die tatsächlich erst mal für Staunen sorgen, so widerlegt sieht – dann bleibt letztlich nicht mehr viel übrig. Und das ist dann nur noch: ärgerlich. Genauso wie übrigens die 15 Euro für gerade mal 143 Seiten.

Birk Meinhardt: Wie ich meine Zeitung verlor – Ein Jahrebuch
Das Neue Berlin, 143 Seiten
1/10


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