Futur drei

Nach einem Ladendiebstahl muss Parvis (Benjamin Radjaipour) in einem Wohnheim für Flüchtlinge 120 Stunden lang als Übersetzer arbeiten. Es ist ein deprimierender Job: Denn mitunter soll er übersetzen, was er gar nicht übersetzen kann. Er übernimmt aber auch andere Aufgaben im Heim. Dabei trifft er auch auf den iranischen Flüchtling Amon (Eidin Jalali) und seine Schwester Banafshe (Banafshe Hourmazdi). Sie freunden sich an, und Banafshe merkt sehr bald, dass Parvis ihren Bruder nicht nur mag – und sie hilft ein bisschen nach.
Parvis lebt mit seinen Eltern in Hildesheim. Die waren vor vielen Jahren aus dem Iran nach Deutschland gekommen, um ein besseres Leben zu führen. Es war nie einfach, und nun haben sie einen Supermarkt. So richtig angekommen sind sie in Hildesheim nie. Dass ihr Sohn schwul ist, akzeptieren sie. Dass er wenig mit ihnen spricht, das sorgt für Frust – haben sie doch alles so aufgebaut, damit es Parvis gut gehe.
Der genießt sein Leben, geht in Clubs, hat Bekanntschaften – und nun den Zwangsjob in Heim. Als Banafshe abgeschoben werden soll, muss aber auch Parvis Entscheidungen treffen.

„Futur drei“ heißt der Film von Faraz Shariat, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat. Parvis erlebt darin eine Reise zu seinen Wurzeln, zu sich selbst. Der junge Mann lebt vor sich hin, hat Spaß in seinem Leben, aber auch kein richtiges Ziel. Durch die Bekanntschaft im Heim muss er sich einerseits mit ganz anderen Biografien befassen, aber auch mit seiner eigenen Herkunft, die plötzlich wichtig ist. Er ist in Hildesheim geboren, aber dennoch hat er iranische Wurzeln, und die entdeckt er mehr und mehr – und auch seine Familie, für die er bislang wenig Verständnis hatte.
Zu sehen, wie schon lange in Deutschland lebende Iraner denken und fühlen, ist spannend. Gemeinsam mit Parvis lernt auch der Zuschauer einiges. Aber Parvis ist eine neue Generation, die in Deutschland geboren ist, und seine Zerrissenheit und sein Erleben, ob und wie er hier integriert ist, können wir mitverfolgen. Und, ja, um Liebe geht es natürlich auch.

-> Trailer auf Youtube

Futur drei
D 2019, Regie: Faraz Shariat
Salzgeber, 92 Minuten, ab 16
8/10


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