ZAPPER VOR ORT: Sido auf der Berliner Waldbühne

SA 05.09.2020 | Berlin, Waldbühne

Der Kreid hat sich geschlossen. Ein Stück weit hat mich Sido durch die Coronazeit begleitet. Elf Freitage war ich „Zuhause bei Sido“, stundenlang im Homeoffice. Ein ganzes Wochenende war ich später mit ihm im „Angelcamp“. Er bot gute Unterhaltung, war eine Art Begleitprogramm.
Und zu Ende dieses Sommers und zum Neustart der großen Konzerte, konnte es ja nur einen geben: Sido.
Am Sonnabend trat er in der Berliner Waldbühne auf.

Fast ein halbes Jahr lang gab es keine großen Konzerte. Eine ganze Branche liegt am Boden. Das Coronavirus und die Sicherheitsmaßnahmen machen Großevents zu einer schwierigen Sache, wenn sie denn überhaupt erlaubt sind.
Bis zum Jahresende sind Großveranstaltungen weiterhin nicht erlaubt. Allerdings können Bundesländer und Kommunen auch selbst entscheiden, wenn die Ansteckungslage unproblematisch ist. Für Berlin scheint das zu gelten. Seit Anfang September sind große Events erlaubt – mit entsprechendem Hygienekonzept.

Sogleich startete in der Waldbühne eine kleine Open-Air-Konzertreihe. Roland Kaiser, Helge Schneider, Schlagernacht – und eben auch Sido.
Normalerweise passen etwa 22.000 Menschen in die Waldbühne, gier waren nur jeweils 5000 zugelassen. Tickets konnten nur Haushaltsangehörige oder Ehe- und Lebenspartner erwerben. Auf dem Ticket steht der Name, man muss auch einen Ausweis mitbringen. Will man das Ticket jemand anderem geben, muss man es vor Ort umschreiben lassen.
Alles ziemlich kompliziert.

Wir kommen an der Waldbühne an, da hören wir schon die Lautsprecherdurchsagen. Abstand halten. Rechtsverkehr. Maske auf. Auf den Plätzen bleiben, da kann die Maske abgenommen werden.
Tatsächlich wird am Eingang nicht nur das Ticket kontrolliert – am Einlass wird auch auf den Ausweis geschaut. Die Maske haben wir schon über Mund und Nase gezogen – wie alle hier.
Es geht echt gesittet zu, und weil der Andrang ja nicht so groß ist und alle Abstand halten müssen, ist auch das Gedränge nicht groß. Fast schon angenehm.

Auch an den Buden gibt es kaum Schlangen, und wenn mit Abstand. Der Liter Cola kostet schlappe 11 Euro, Alkohol gibt es nicht, das Bier ist alkoholfrei. Immerhin gibt es auch Pommes, Bratwurst und Brezeln.
Wir gehen an unseren Platz, im Block direkt neben der Bühne. Auf den Plätzen kleben die Platznummern, jeder weiß, wo er sich hinzusetzen hat. Ich finde das gut. Ich bin ja noch nie ein Fan von gewesen, schon sonst wann am Event-Ort aufzutauchen, weil man den besten Platz haben will und man Angst haben muss, dass kein guter Platz mehr da ist. Auch mag ich es nicht, dicht gedrängt zu sitzen.
Für die Branche ist die Situation schlimm. Aber ich fand die Situation sehr angenehm. Und erstaunlicherweise wirkte die Waldbühne mit den vielleicht 4000 bis 5000 Leuten nicht leer. Durch die Verteilung der Menschen gab es keine komplett freien Räume.

Nach einem Vorprogramm kam er dann: Sido. Berlin ist sein Heimspiel, aber auch er war das erste Mal in der Waldbühne. Insofern war es auch für ihn ein großer Moment. Nicht nur, weil er nach diversen Autokino-Konzerten jetzt wieder vor richtigem Publikum auftreten konnte.
Er forderte die Leute auf, aufzustehen, und dann standen wir bis zum Ende. Wir feierten, wir tanzten und lauschten, was Sido zu sagen hatte. Er kiffte zwischendurch, holte einen Jungen auf die Bühne, mit dem er rappte, und nach gut 105 Minuten sagte er Tschüss, und das Konzert war zu Ende.
Und wieder die Durchsagen, wieder die Masken auf, und gesitteter Nachhauseweg.

Sicherlich, es war alles ein bisschen anders. Aber letztlich dann doch sehr entspannt, und war man erst mal am Platz, war sowieso alles entspannt. Nur ein bisschen kalt.


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