„Nein“ hat noch niemand gesagt

Zwillinge, Rammstein, Spontan-Hochzeit – Kremmener Standesbeamtinnen haben schon viel erlebt

MAZ Oberhavel, 5.9.2020

Kremmen.
Doris Bernthäusl schüttelt den Kopf: Nein hat noch niemand gesagt. Die 59-Jährige ist die Kremmener Standesbeamtin. „Ich mache das seit 2003, als meine Kollegin in den Ruhestand gegangen war, bestellt bin ich aber schon seit Mai 1991.“ Auch wenn bislang in der Trauungszeremonie niemand gekniffen hat: „Es ist aber schon vorgekommen, dass eine Woche vorher der Anruf kam, wo gesagt worden ist, dass das Paar wieder auseinander ist.“ Das komme schon mal vor.
Unterstützung im Rathaus hat Doris Bernthäusl von Janine Teßmann (28) und Gerlinde Röhrig (54). Sie springen bei Terminüberschneidungen ein oder wenn Doris Bernthäusl im Urlaub ist.

„An meine allererste Trauung kann ich mich nicht erinnern, nein“, sagt die Kremmenerin. „Das ist zu lange her.“ Dafür erinnert sie sich aber an so manche außergewöhnliche Trauung. „Ich hatte mal eine Trauung mit Zwillingen, beide haben am selben Tag hier geheiratet.“ Doris Bernthäusl steht auf und geht zum Schrank. „Ich habe sogar noch ein Bild davon“, sagt sie und zeigt auf das Foto von 2004, das damals auch in der MAZ erschienen war.
Ihre wohl kurzfristigste Trauung vollzog sie innerhalb weniger Minuten. „Ein Paar kam mal nach 17 Uhr ins Büro“, erzählt sie. Beide waren schon etwas älter, und eigentlich wollten sie nur etwas im Meldeamt klären. „Wir waren schon in Feierabendstimmung, und da tauchte die Frage auf: Was brauche ich eigentlich, wenn ich heiraten will?“ Da es sich bei beiden um Kremmener handelte, hatte die Standesbeamtin alle Unterlagen vorliegen. „Dann jetzt, sagten die beiden plötzlich.“ Doris Bernthäusl brauchte eine halbe Stunde, um alles vorzubereiten. „Abends, um dreiviertel sechs haben die beiden geheiratet.“ Wenn alle nötigen Unterlagen da sind und der Kalender frei, dann könne so etwas auch mal schnell gehen.

Normalerweise sind die Hochzeitspläne langfristiger. Schon jetzt gebe es Anfragen für 2022. In Kremmen sei es immer ab August möglich, Termine für das Folgejahr zu reservieren. Wichtig sei jedoch, dass die Reservierung ein halbes Jahr vor dem Termin bestätigt werden müsse.
Ein Drittel der Leute, die sich in Kremmen trauen lassen, kommen auch aus der Stadt oder den Ortsteilen. Ein weiteres Drittel kommen aus der Kremmener Umgebung, das dritte Drittel aus Berlin. In den vergangenen Jahren fanden in Kremmen im Schnitt zwischen 90 und 100 Trauungen statt. „Die Kremmener selber heiraten meist im Rathaus“, sagt Doris Bernthäusl. Wegen der Coronakrise ist die Zahl der Hochzeiten 2020 niedriger als sonst. „Im August sind wir immer bei etwa 70, dieses Jahr waren es bis jetzt erst 52 Trauungen.“ Viele würden die Hochzeit verschieben.

Merkt die Standesbeamtin eigentlich, wenn ein Paar so gar nicht zusammenpasst? „Das kann man so genau nicht sagen“, sagt Doris Bernthäusl und schmunzelt. „Manchmal denkt man sich: geht das gut?“ Und Janine Teßmann ergänzt: „Aber das würde man natürlich nie sagen.

Die Musik, die während der Trauung gespielt wird, kann sich das Paar selbst aussuchen. „Wir haben das hier schon immer gemacht, am Anfang noch mit Tonband, wo ich immer weiterspulen musste“, erinnert sich die Standesbeamtin. Dann kamen der Kassettenrecorder, der CD-Player, inzwischen USB-Sticker und Blue-Tooth-Boxen. Der Hochzeitsmarsch ist nicht mehr so angesagt. „Ich hatte mal eine Feier mit Rammstein im Hintergrund“, erzählt Janine Teßmann. „Aber so was macht noch mal den Kick, gerade wenn es zu dem Brautpaar passt.“

Die Arbeit mit den Liebenden macht den Frauen im Kremmener Rathaus großen Spaß. „Gerade wenn die Gäste dann noch mal kommen und uns sagen: Das haben sie toll gemacht“, sagt Janine Teßmann.


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