Veit Etzold: Staatsfeind

Herrlich, endlich gibt es auch für Verschwörungstheoretiker ein Buch, das sie mit Freude lesen werden. Einen Roman, der ihre Ängste bedient und alles bestätigt, was sie sowieso schon befürchten. Der Autor Veit Etzold liefert es ihnen.

30. Dezember 2018: Vor der französischen Botschaft in Berlin geht eine Bombe hoch. Es ist nur der Anfang einer Anschlagsserie. Der Berliner Innensenator wird erschossen, und im Hintergrund entstehen Szenarien, die Auswirkungen auf ganz Deutschland und Europa haben werden.
So finden in einem Wald bei Kremmen immer zu Silvester Waffenübungen statt – bei der Knallerei fällt das Geballer im Wald gar nicht auf. Die Übung ist ein weiteres Indiz dafür, dass in unweit entfernten Berlin etwas ganz Großes stattfinden soll.
Der ehemalige KSK-Soldat Iwo Retzick nimmt Kontakt zu einem ehemaligen Kameraden auf. Nicht nur, dass es eine neue rechtspopulistische Partei gibt. Mehrere Kräfte in Deutschland planen den großen Umsturz. Das Land soll geteilt werden, in einen islamischen und in einen deutschnationalen Staat.

Die Ausgangslage von „Staatsfeind“ ist an sich ja durchaus spannend. Dass irgendwelche wirren Menschen tatsächlich einen Umsturz planen, ist sicherlich auch nicht allzu weit hergeholt. Für Unbehagen sorgen übrigens viele kurze Passagen, in denen der Autor distanzlos irgendwelche Verschwörungstheorien weitergibt oder rechtsextremes Geplapper als Fakt wiedergibt.
Unangenehm wird es aber, wenn dem Autor Fehler unterlaufen. So erzählt er in der Anfangssequenz von der Mauerfall-Nacht am 9. November 1989 und davon, wie am Brandenburger Tor alle durch die Mauer geströmt seien. Dabei fand die Maueröffnung dort erst kurz vor Weihnachten statt. Später wird von Kremmen und einem „Wald bei Brandenburg“ gesprochen. Das ist vermutlich einem schlampigen Lektorat geschuldet. Dass der Autor nicht weiß, wie in Deutschland Neuwahlen funktionieren, ist peinlich.
Dass die Handlung ganz am Ende im Galopp erzählt, der Showdown auf drei Seiten abgehandelt wird, ist seltsam, dass das Ende des Romans in völlige Lächerlichkeit abdriftet, dann auch mehr als ärgerlich. Das ist der Moment, wo der Roman in den Trash abgleitet.

Veit Etzold: Staatsfeind
Droemer, 461 Seiten
3/10


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