Als wir tanzten

Es gibt ja immer noch Leute, die meinen, dass die LGBT-Gemeinschaft in Deutschland alles erreicht hat. Und tatsächlich ist viel in Sachen Gleichberechtigung erreicht worden. Schwule und Lesben dürfen heiraten, es gibt weniger Diskriminierung. Könnte man ja also die CSD-Demos abschaffen.
Aber mal abgesehen davon, dass immer noch einiges zu tun ist – in anderen Ländern ist die Situation sehr viel schwieriger – in Georgien zum Beispiel. Um sich das vor Augen zu führen, ist ein Film wie dieser durchaus wertvoll.

Merab (Levan Gelbakhiani) tanzt an der Akademie des Georgischen Nationalballetts in Tiflis. Er will mit dem Tanzen sein Geld verdienen – und es sieht auch ganz gut aus, dass er das schaffen könnte. Bis Irakli (Bachi Valishvili) im Kurs auftaucht. Auch er tanzt sehr gut. So gut, dass er zum ernsthaften Konkurrenten wird.
Weil Irakli auch Merabs Bruder kennt, lernen sich die beiden bald näher kennen. Und bei einem mehrtägigen Ausflug kommen sich die beiden dann richtig nah. Aber kann daraus etwas werden? Als Merab in einem Gayclub feiern ist, wird er vor dem Eingang von einem Kommilitonen erwischt – und die Schwuchtel-Beschimpfungen beginnen.

„Als wir tanzten“ gibt einen sehr interessanten Einblick in ein Stück georgischen Alltag. Etwas, was wir in Filmen, die auch in Deutschland zu sehen sind, sehr selten können.
Regisseur Levan Akin zeigt einerseits die Unsicherheit von Merab, der nach und nach entdeckt, dass seine Liebe zu seiner Freundin nicht zukunftsweisend ist. Da sind die Blicke zwischen Merab und Irakli, und langsam entwickelt sich was. Aber ob es ein Happy End gibt, ist absolut nicht sicher. Denn Irakli hat auch eine Freundin, sagt er. Erschreckend ist zudem, wie sehr es in Georgien offenbar verbreitet ist, homophobe Angriffe zu erleben. Umso bemerkenswerter sind die Partyszenen im Club, die so ausgelassen wirken, als ob man da für ein paar Stunden alle Probleme vergessen kann. Es sind die Momente, in denen auch Merab am ausgelassensten ist.

-> Trailer auf Youtube

Als wir tanzten
Georgien 2019, Regie: Levan Akin
Salzgeber, 113 Minuten, ab 12
8/10


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert