Kauft nicht bei Thalia!?

Die Buchhandelskette Thalia hat es am Sonntag in die Twitter-Trends geschafft. Grund: Thalia verkauft Bücher von Attila Hildmann. Der fiel in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten durch zunehmend wirre, verschwörungstheoretische und (rechts-)extremistische Botschaften auf. Vielleicht hat der Typ auch ein psychisches Problem – ganz in Ordnung scheint er jedenfalls nicht zu sein, um es mal ganz vorsichtig auszudrücken.

Hildmann hat Kochbücher zum Thema Veganismus herausgebracht, die waren vor der Coronakrise vermutlich recht erfolgreich, auch wenn er davor auch schon mit Merkwürdigkeiten aller Art aufgefallen war.
Diese Bücher werden bei Thalia verkauft, aber eben nicht nur dort.

Warum jetzt ausgerechnet Thalia am Twitter-Pranger steht, ist unklar. Die einen sagen, man wolle jetzt Thalia boykottieren, weil die auf eine Anfrage, ob sie die Bücher nicht besser aus dem Sortiment nehmen wollen, geantwortet haben: „Wir sehen aktuell keinen Grund zum Anlass, die Bücher von Herrn Hildmann aus unserem Sortiment zu entfernen. Selbstverständlich steht es unseren Kunden frei zu entscheiden, welche Bücher sie bei uns bestellen und welche nicht.“ Sollte es eine strafrechtlich relevante Tätigkeit bei Hildmann geben, solle man sich an die Polizei wenden.

Wenn ich danach entscheiden müsste, wen ich alles boykottiere, weil bestimmten Leuten eine Plattform geboten würde, dann wäre nicht mehr viel los. Gerade im Bereich der Buchläden. Mindestens online lassen sich bei allen Buchhändlern, die ja inzwischen fast alle auch im Internet Bücher verkaufen, Hildmann-Werke kaufen.
Angenommen, in den nächsten fünf Jahren kauft niemand ein Hildmann-Buch, dann wird Thalia – oder wer auch immer – die Dinger eh wieder zurückschicken.
Und wie geht es weiter? Boykottiere ich alle Zeitungskioske, die rechtsextreme Zeitungen verkaufen oder Weltkrieg-verherrlichende Literatur? Viele verstecken stattdessen hin und wieder die Nationalzeitung irgendwo in Zeitungsstapel. Boykottieren wir Youtube und Twitter, die Extremisten eine Plattform bieten oder auch Facebook? Boykottieren wir Verlage? Konzertveranstalter/-hallen, wo mal irgendwer aufgetreten ist (die gehen eher pleite, wenn keiner das angesetzte Konzert besucht)? Es wäre ein langer Rattenschwanz.

Ich halte es dann eher so, im Einzelfall hinzuschauen: Macht ein Restaurant prozentual viel Umsatz mit Versammlungen von Extremisten in ihren Räumen? Werden Extremisten besonders hervorgehoben? In solchen Fällen würde auch ich das anders beurteilen.
Im Fall von Thalia oder den Zeitungen im Laden, halte ich es eher mit dem Ignorieren – oder als Kunde dem Verkaufspersonal mit Nachfragen auf die Ketten zu gehen, warum man denn dieses oder jenes verkaufe.
Aber vielleicht freut’s Thalia ja auch – sie bekommen plötzlich viel Aufmerksamkeit. Denn natürlich trendet das Unternehmen auch, weil sich viele für die Firma aussprechen, weil sie gegen einen Boykott sind.


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