Loveparade – Die Verhandlung

MI 15.07.2020 | 22.00 Uhr | arte

Während fast zeitgleich im Ersten an die schönen Berliner Zeiten der Love Parade erinnert worden ist, als die Menschen auf dem Kudamm und später auf der Straße des 17. Juni tanzten, beleuchtete arte am Mittwochabend das dunkle Ende dieses Events. Und nicht nur das dunkle Ende, sondern auch das wirklich traurige Ende des Prozesses, der sich um die Love-Parade-Katastrophe drehte.

Es war der 24. Juli 2010. Bei der Love Parade in Duisburg kommt es zu einer Massenpanik, viele Menschen sterben. 21 Tote, 652 Verletzte. Es waren zu viele Leute auf dem Platz, die Zugänge waren zu eng. Ziemlich sicher hätte die Veranstaltung so an dieser Stelle nicht stattfinden dürfen.
Und dennoch ist der Prozess um diese Katastrophe nun eingestellt worden. Davon handelte die Doku über „Die Verhandlung“ am Mittwochabend bei arte.

Angeklagt waren sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent. Die Opfer hatten die Hoffnung, dass es ein Urteil geben wird, dass irgendjemand für diese Katastrophe gerade stehen muss – dass dieses Unglück wirklich mal ein Ende hat.
Gute 100 Verhandlungstage, ein Urteil war nicht in Sicht. Und dann kam der Coronavirus – und die Verjährungsfrist. Bevor der Gutachter sprechen konnte, endete der Prozess.

Die Doku geht unter die Haut. Die Opfer und Angehörige kommen zu Wort. Sie sagen, wie sehr sie das alles bewegt. Man sieht Aufnahmen der Katastrophe. Staatsanwaltschaft, Anwälte und Richter sprechen über den Prozess, erklären, was war und was ging und was nicht ging.
Zu Wort kommt auch Rainer Schaller, Inhaber der Lopavent. Er war nicht angeklagt. Er sagt: „Die Love Parade war keine Naturkatastrophe.“ Ein Satz, der anwidert, und der zeigt: Der Mann scheint bis heute nichts verstanden zu haben und von Verantwortung nicht wenig wissen zu wollen. Ebenso der damalige Bürgermeister Adolf Sauerland, der nach außen hin erstaunlich gelassen wirkt. Aber eine Frau – Opfer-Angehörige – berichtet davon, wie sie von Sauerland einst besucht worden ist und einen ängstlichen Mann vor sich hatte. Angst wegen der Verantwortung.

Dass es hierzulande offenbar nicht möglich ist, eine solche Katastrophe zu Ende zu verhandeln, das beschämt.

-> Die Doku in der arte-Mediathek (bis 13. Oktober 2020)


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