MO 15.06.2020 | Netflix
Das Problem vieler Serien in Streamingdiensten ist, dass nach einer Staffel die Geschichte eigentlich auserzählt ist. Es gab eine Idee, die gut funktioniert, und man könnte meinen, dass sie acht acht, zehn oder 13 Folgen zu Ende geführt worden ist. Doch dann ist die Serie so erfolgreich, dass man das Geschehen in weiteren Staffeln dann doch irgendwie weiterdrehen muss.
Das war auch für die US-Serie „Toten Mädchen lügen nicht“ („13 Reasons why“) Fluch und Segen zugleich.
In Staffel 1 ging es eigentlich um ein Mädchen, das einen Suizid begeht und ihren Freunden sieben Kassetten hinterlässt, auf die sie 13 Gründen für ihren selbstgewählten Tod draufspricht. Schonungslos berichtet sie darauf, wer sie gequält, gemobbt, geschadet oder auch geliebt hat.
Das war faszinierend, aber nach 13 Folgen eigentlich erzählt. Doch die Fortsetzungen waren des Erfolges wegen unvermeidlich. So wirkten die Staffeln 2 und 3 nur noch wie Aufgüsse, in denen das Problem immer und immer wieder anders durchgekaut werden mussten.
Staffel 4 aber ist dann doch anders – erfreulicherweise. Einerseits entfernt sie sich endgültig von den ursprünglichen Geschehnissen der ersten Staffel. Stattdessen erzählen die zehn finalen Folgen, wie die verschiedenen Jugendlichen mit ihrem Leben rund um ihren Highschool-Abschluss klarkommen.
Clay dreht in dieser Staffel scheinbar völlig ab, begibt sich aber in die Hand eines Psychiaters. Alex versucht immer noch mit seiner schrecklichen Tat klarzukommen – und verliebt sich. Justin wird schwerkrank.
Eine Folge erscheint aus heutiger Sicht erschreckend aktuell. Dort kommt es in der Schule zu schweren Unruhen, weil einem Polizisten Rassismus vorgeworfen wird.
Aber am Ende steht die Freundschaft und die Liebe im Mittelpunkt. Das Zusammenhalten, die Hilfe untereinander. Auf eine wunderbare Weise laufen auch Outing hier vollkommen normal ab, Homosexualität wird in dieser Serie von allen als vollkommen okay angesehen, so sieht man das in Serien selten.
Die letzten beiden Folgen bilden dann einen sehr emotionalen Höhe- und Schlusspunkt für die komplette Serie. Die Abschlussfeier nimmt einen breiten Raum ein, es ist Zeit für Trauer. Ist die Handlung in dieser Staffel oft relativ schnell und wechselhaft, so verlangsamt sie sich am Ende und nimmt sich für die letzten großen Themen noch mal sehr viel Zeit.
Diese 4. Staffel, dieser Schluss, ist dann noch mal sehr sehenswert und emotional. Das war nach den Staffel 2 und 3 so nicht zu erwarten gewesen. Ein würdiges, gutes Ende.
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