Farbe bekennen: Angela Merkel

DO 04.06.2020 | 20.15 Uhr | Das Erste

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht teilweise unter Beschuss. Man wirft ihm einerseits Staatsnähe vor, und andererseits sorgt die geplante Gebührenerhöhung für Diskussionen.
Deshalb ist es auch unglücklich, wenn sich Journalisten im Gespräch mit Regierenden merkwürdig oder missverständlich ausdrücken.

Am Donnerstagabend gab Bundeskanzlerin Angela Merkel eines ihrer seltenen Fernsehinterviews. Und angesichts des am Vorabend beschlossenen umfassenden Konjunkturpaketes zur Gegensteuerung in der Coronakrise, gab sie sogar dem ZDF und dem Ersten getrennte Interviews.
Merkel äußerte sich zu den Maßnahmen, erklärte, was geplant ist.

Und weil sie ja bei der Bundestagswahl 2021 nicht noch mal als Kanzlerkandidatin antreten will, wollte ARD-Hauptstadtkorrespondentin natürlich von ihr wissen, was sie von ihren möglichen Nachfolgern hält. Auch in Hinblick dessen, dass die CDU/CSU derzeit gute Umfragewerte habe und man davon ausgehen könne, dass Merkel einen anteil daran habe. Es seien „Merkel-Werte“, so Tina Hassel. „Können die Herren, die sich um Ihre Nachfolge bewerben, überhaupt das besser als Sie oder überlegen Sie vielleicht doch noch mal über eine fünfte Amtszeit.“
Mal abgesehen vom etwas krummen Satz: Was soll so eine Frage? Wieso wanzt sich Tina Hassel dermaßen an Angela Merkel ran? Im Sinne von: Sie sind die Beste, Angela!
Selbst wenn sie das nicht so meinte, sollte doch eine Journalistin in einer Live-Sendung in der Lage sein, eine Frage so zu stellen, dass man nicht denken müsste, sie sei ein Fangirl.
Dass die Frage an Merkel abprallte und sie betonte, es werde keine fünfte Amtszeit geben, war klar und nicht neu. Dass sie auf so unangenehme Weise von Tina Hassel gestellt wurde, hätte aber auch nicht sein müssen.

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 4. Juni 2021)


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