Fußball: Bundesliga – Samstags-Konferenz

SA 16.05.2020 | 15.15 Uhr | Sky Sport News

Stell dir vor, Borussia Dortmund schießt in der Bundesliga ein Tor, und keiner jubelt. Und wenn du dir das nicht vorstellen kannst, dann schalte doch einfach die Bundesliga-Konferenz auf Sky ein.
Am Sonnabend rollte nach zwei Monaten wieder der Ball. Die Coronakrise hat auch den Fußball wochenlang in Deutschland ausgebremst. Dass es jetzt wieder los geht, dass die Saison nicht einfach abgebrochen wird wie in anderen Sportarten, das stößt keineswegs auf ungeteilte Gegenliebe.

Die Sicherheitsvorkehrungen sind groß. Die Stadien bleiben leer. Die Bundesliga geht nur noch mit Geisterspielen. Bis zu 300 Leute dürfen überhaupt nur rein. Die Spieler kommen alle alleine, nicht im Mannschaftsbus. Sie werden immer wieder auf das Coronavirus getestet. In den Katakomben müssen sie Abstand halten, bedauerlicherweise sogar unter der Dusche. Torjubel ist erlaubt, umarmen und abklatschen nicht.
Da zuckt man als Zuschauer schon zusammen, wenn da plötzlich Zweikämpfe auf dem Platz zu sehen sind, wenn an den Trikots gezerrt wird – Körperkontakt ist nur während des Spiels auf dem Platz erlaubt.
Logisch ist es nicht wirklich.

Weil ja die Zuschauer vor Ort nicht dabei sein dürfen, werden die Fußball-Konferenzen der ersten beiden Spieltage live im Free-TV übertragen. Sie sind auf Sky Sport News zu sehen, der Sender wird vermutlich einen Quotenrekord erleben.

Aber es blieb am Sonnabendnachmittag bei der Sky-Konferenz sehr ruhig. Keine Gesänge, kein Jubel, kein Geschrei, keine Hassgesänge. Nur das Trampeln, das Keuchen, die Rufe der Spieler, man hörte leise die kleinen Diskussionen, die Schiedsrichter-Pfiffe. Eigentlich war man sogar näher dran, selbst wenn alles ein bisschen wie Trainingsspiele wirkte. Aber daran wird man sich als Zuschauer vermutlich gewöhnen.
Wer die Bundesliga-Schlusskonferenz im ARD-Radio, zum Beispiel bei radioeins, gehört hat, wird festgestellt haben, dass die Stadion-Atmosphäre dort seltsamerweise viel weniger gefehlt hat. Ein bisschen Hintergrundrauschen war dort auch zu hören, und man hat die Reporter gut gehört.

Viel spannender ist die Frage, ob die Bundesliga bis Ende Juni wirklich reibungslos verläuft. Mit Dynamo Dresden ist bereits eine Mannschaft der 2. Liga vorübergehend in einer Coronapause. Was ist, wenn es in den Team weitere Fälle gibt und ganze Mannschaften deshalb ausfallen?

Dass die Bundesliga überhaupt weitergeht, ist umstritten. Hobbyfußballer haben schließlich auch Pause. Andererseits ist die Bundesliga auch Teil der deutschen Wirtschaft, die Spieler sind Profis, und es hängen zehntausende Arbeitsplätze dran, und überhaupt sind die 36 Vereine mehr als nur die Profis, es hängt ja viel mehr dran. Und wenn man sich darüber aufregt, dass die Wirtschaft den Bach runter geht, kann man sich eigentlich nicht darüber beschweren, dass beim Profifußball der Verfall verhindert werden soll. Das Argument, dass der Fußball sich von seinen Fans entfernt habe, weil diese Geisterspiele nicht für die Fans, sondern aus wirtschaftlichen Gründen stattfinden, kann man anbringen. Aber es ist auch ein bisschen unfair, denn kann man es diesen Vereinen verübeln, dass sie weiterleben wollen? Und dass das scheinbar nur dadurch geht, dass die Bundesliga weitergeht?


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